Reiher

[40] Reiher, Ardea major. Gm. [Frisch, Vögel, tab. 199] das Männchen mit hängendem, schwarzen Federbusch am Hinterhaupt aschgrauem Körper, und unten am Halse mit einer schwarzen Streife und Brustbinde, und das Weibchen, Ardea major cinerea, Gm. [Frisch, Vögel, tab. 198] mit schwarzem, glattem Hinterkopfe, blaulichem, unterwärts weißlichtem Rücken, und länglichten schwarzen Flecken auf der Brust, ist drei Fuß und drei Zoll lang, bei Sümpfen und an Wassern wohnender Vogel, welcher in Gesellschaft mehrerer, am liebsten auf sehr hohen Bäumen sein Nest aus Reißholz, Riedgras Wolle und Federn zurichtet, und vier bis fünf bläulicht grünliche Eier ausbrütet, vorzüglich von Fischen, Fröschen und Schalthieren lebt, im Fliegen den Kopf einzieht und die Füße hängen läßt, bei nahem Sturme sich über die Wolken erhebt, jung sich leicht zähmen läßt, und dann für einen Leckerbissen der Großen der Erde geachtet wird, die diesen Vogel ehedem zur Lust mit Falken aus der Luft jagen, oder, wie man sagt, beitzen ließen.

In ältern Zeiten schätzte man, leichtgläubig genug, das Fett zu äußerlicher Arznei. Man legte es, schädlicher, wenigstens gefährlicher Weise auf schmerzende podagrische Stellen, und glaubte die Flecken der Hornhaut damit wegzubringen, und, in die Ohren ge legt, die Taubheit damit zu vertreiben.

Die acht bis neun Zoll langen Federn, deren jedes Männchen auf dem Hinterkopfe drei hat, dienen als Kopfputz der Frauenzimmer.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 40.
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