Sandelflügelfrucht

[122] Sandelflügelfrucht, Pterocarpus santalinus L. [Aublet, Gujan. tab. 200] mit dreifachen, rundlichen, sehr glatten, vorne abgestutzten Blättern, und wellenförmigen eingekerbten Blumenblättern, ein hoher Baum in Ostindien auf Zeylon, Timor, Golkonda, u.s.w.

Sein unter dem Nahmen Kaleatur in den Handel gebrachtes Holz wird, wegen Aehnlichkeit des Geruchs mit dem Weißsandel, rothes Sandelholz genannt (Santalum rubrum, lign. Santali rubri) und kömmt theils in großen Stücken zu uns, welche äusserlich schwärzlicht, inwendig blutroth, schwer, und fest sind, und beim Schaben einen angenehmen, weißsandelartigen Geruch von sich geben, theils in fein, pulverartig auf einer Mühle mit besondrer Vorrichtung geraspelten Spähnen, welche einen gering zusammenziehenden Geschmack haben. Die ganzen Stücke sind desto besser, je hellrother sie sind; die dunkelrothen werden geringer geachtet. Das Wasser zieht eine geringe röthliche, der Weingeist aber eine so dunkelrothe Tinktur aus, daß wenig davon eine große Menge Weingeist färbt; unter den Oelen nimmt blos das Lavendelöl eine Röthe davon an. Dieß ist auch der einzige Nutzen, den sie in der Offizin leisten. Arzneilicher Nutzen ist von diesem Holze nicht bekannt, ob es gleich in vorigen Zeiten unter die Hyacinthkonfek tion und andre Formeln arabischen[122] Ursprungs genommen ward, und so obenhin zur Hemmung des Schweißes und innerer Hitze gelobt worden ist.

Man sollte Anstand nehmen, Arzneien mit einer Drogue zu färben, wovon sie einige, vielleicht nicht unschuldige Nebenkraft erhalten; die riechenden Hölzer sind für die Gesundheit gewiß nicht gleichgültig.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 122-123.
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