Scheidetrichter

[147] Scheidetrichter, (Separatorium, Vitrum hypoclepticum) ist ein gläsernes Werkzeug, welches einige Aehnlichkeit im Aeußern mit einem Trichter, noch mehr aber mit einem sogenannten Stechheber hat. Der Bauch des Gefäßes, welcher oben eine zu verstopfende Mündung hat, verenget sich unten in eine allmählig dünnere und dünnere, unten offene Röhre. Man setzt, wenn das Gefäß vorher inwendig mit Wasser angefeuchtet worden, auf die untere Mündung der Röhre die Spitze eines Fingers, gießt die gemischte leichtere und schwerere Flüssigkeit (z.B. ein von Wasser abzusonderndes Oel) oben hinein, verstopft die obere Mündung ziemlich fest, doch nicht luftdicht, hält das Gefäß aufrecht, bis jede Flüssigkeit den ihr eignen Stand eingenommen hat, und läßt dann allmählich durch ruckweise Entfernung des Fingers von der untern Mündung der Röhre, zuerst die schwerere Flüssigkeit so weit heraus bis es an die leichtere gekommen ist, worauf man dann abermahls den Finger entfernt, wenn vorher ein andres Gefäß zur Aufnahme der lezteren leichten untergesetzt worden ist.

Wo ein leichtes ätherisches Oel von dem schwerern Wasser abzusondern ist, da ist ein so gestalteter Scheidetrichter ein nicht ganz verwerfliches Werkzeug, weil die unnütze Flüssigkeit, das Wasser, die unterste ist, die man ohne Bedenken über den absatzweise angesetzten, und entfernten Finger rinnen, und in ein weitmündiges darunter stehendes Gefäß laufen lassen kann, wiewohl es auch hier schwer fällt, gerade da mit dem verstopfenden Finger den Augenblick zu treffen, wo eben kein Tropfen Wasser mehr unter dem Oele, aber auch noch kein Oel mit herausgeronnen ist. Ist aber die theure abzusondernde Flüssigkeit (z.B. Zimmtöl, u.s.w.) die zu unterst stehende, da ist dieser Scheidetrichter noch unbequemer, weil man hier die theure Flüssigkeit über den zur Ablassung bestimmten Finger rinnen und zwar, (weil der Fall der Tropfen vom Finger ungleich ist) in ein ziemlich weitmündiges Gefäß laufen muß, wodurch nicht wenig verschmiert wird; nicht zu gedenken, daß es hier weit schwerer fällt, das Herausrinnen gerade in dem Augenblicke zu unterbrechen, wo kein Oel mehr in der Röhre, aber wo auch noch kein Wasser mit ausgelaufen ist. Zwar pflegt man in diesem Falle, so viel Kochsalz in dem Wasser aufzulösen,[147] bis es schwerwichtiger als das Oel wird, und lezteres nun obenauf steige, da man dann die Bequemlichkeit hat, das Wasser zuerst herauslassen zu können; aber das Kochsalz soll hier auch, Beobachtungen zufolge, die Menge des Oels mindern, vermuthlich weil es dasselbe auflöslicher im Wasser macht.

Allen diesen Unbequemlichkeiten entgehet man durch einen Scheidetrichter von folgender Einrichtung.

Ein kugelförmiges Gefäß (D) auf zwei Enden in Röhren verengert, die an der Spitze haarförmig enge sind (a, b) und worein man (während die Haarröhröfnungen zugehalten werden, oder mit Wachs verstopft sind) das zu scheidende Gemisch ungleich schwerer Flüssigkeiten durch die Weite Mündung (c) gießt, die mit einem Stöpsel luftdicht verstopfet wird. Steht das Gefäß nun so aufrecht, wie es gezeichnet ist, und hat jede Flüssigkeit ihre eigne Stelle eingenommen, so öfnet man die untere Haarröhrmündung (b) völlig, indeß man eine Fingerspitze auf die obere Haarröhrmündung (a) setzt, und durch absatzweise Entfernung dieses obern Fingers die Feuchtigkeiten im Strahle oder nur tropfenweise, wie es, die Umstände erfordern, unten abläßt in eine so engmündige Flasche, als man nur will, und so genau abgebrochen, als es bei keinem anders eingerichteten Werkzeuge möglich ist, mit keinem Verluste auch der flüchtigsten Flüssigkeiten, selbst des Aethers.


Scheidetrichter

Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 147-148.
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