Schwarzbrechmuß

[171] Schwarzbrechmuß, Iatropha Curcas, L. [Zorn, pl. med. tab. 404.] mit herzförmigen, fünfeckigen Blättern, ein zwölf bis vierzehn Fuß hohes Bäumchen mit Milchsafte angefüllt, im südlichen Amerika, vorzüglich[171] auf Barbados, welcher hellgrün blüht.

Jede der birnförmigen Früchte enthält drei eiförmige, auf der einen Seite etwas platte, acht Linien lange und vier Linien breite Samen (Purgirnuß, Sem. Ricini majoris, Faba purgatrix americana, Nux cathartica americana, Nux barbadensis, Ficus infernalis), welcher unter einer schwarzen, glatten, dünnen, zerbrechlichen Schale einen mandelähnlichen, weißen, ölichten Kern enthält, anfänglich von süßlichem mandelähnlichem Geschmacke, welcher nachgehends hinten im Halse kratzt und beißt.

Nicht selten hat der innere Gebrauch dieser Samen in Substanz unter heftigem Erbrechen und Purgiren, Sinken der Kräfte und Konvulsionen den Tod zuwege gebracht; und es ist nicht nachzuahmen, wenn die Alten sie zu 5 bis 9 Gran einnehmen ließen. Empfehlenswerther ist das ausgepreßte Oel (Höllenöl, ol. cicinum, s. infernale) welches auch mittelst des Kochens (der gestoßenen Samen) in Wasser von den Amerikanern erhalten werden soll, welches zu einigen Tropfen am besten mit einem andern fetten Oele gemischt, eingegeben abführt, und äußerlich auf den Unterleib eingerieben gleiche Dienste leistet. Auch in kontrakte Glieder eingerieben und bei einigen Taubheiten ins Ohr getröpfelt, soll es Dienste geleistet haben. Doch taugen die in unsern Apotheken noch vorräthigen Purgirnüsse nicht zu einer solchen Auspressung, da sie gemeiniglich ranzicht und verdorben sind.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 171-172.
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