Setzmehle

[211] Setzmehle (Faeculae, Fecula) bereitete man in alten Zeiten aus mehrern frischen saftigen Wurzeln, z.B. des Fleckenarons, der Gichtwurzzaunrebe, des Blauschwertels, der Pfingstrosenpäone, indem man die frischen Wurzeln abwusch, abschabte, auf einem Reibeisen zerrieb, den Saft auf das stärkste ausdrückte, und mehrere Tage ruhig an einem kalten Orte stehen ließ, bis sich ein weißes feines Pulver zu Boden gesenkt hatte, welches man durch Abgießen der darüber stehenden Brühe absonderte, mit Wasser wusch, trocknete und unter dem Nahmen Fecula ari, bryoniae, ireos, paeoniae aufhob, ungeachtet alle diese Pulver von einerlei Natur und vom Stärkemehle aus Getreidesamen nicht im mindesten verschieden waren, das ist, ganz ohne Arzneikraft der dazu angewandten Pflanze. Dieses lächerliche, nun außer Gebrauch gekommene Verfahren zeigt jedoch, daß die genannten Wurzeln den im Getreide so schätzbaren Bestandtheil, das Stärkemehl enthalten, und bei Hungersnoth nicht unbedeutende Nahrungsmittel abgeben können, wenn sie in starker Hitze (wo alle ihre Arzneikräfte verfliegen) z.B. im Beckerofen hart getrocknet worden.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 211.
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