Siegwurzlauch

[215] Siegwurzlauch, Allium Victorialis, L. [Zorn, pl. med. tab. 12] mit abgerundeter Dolde, elliptischen Blättern und lanzetförmigen Staubfäden, welche länger als die Blumenkrone sind, ein beinahe zwei Fuß hohes Kraut mit perennirender Wurzel auf feuchten Wiesen hoher Gebirge in thonichtem Boden, welches im Maiweiß blüht.

Die Wurzel (Rad. Victorialis longae) besteht aus einer einfachen, oder aus zweien, nebeneinander gefügten Zwiebeln, deren jede aus einem dicklichen Kopfe zylindrisch nach unten zu geht, aus mehrern Häuten zusammengesetzt, deren äussere grau, netzförmig und mit ringförmigen Runzeln besetzt ist. Die ganze Pflanze, vorzüglich die Wurzel hat einen äusserst heftigen Knoblauchgeruch und Geschmack, und soll im frischen Zustande, wo sie wächst, als Hausmittel gegen Krämpfe des Unterleibes bei Schwangern Dienste geleistet haben. Trocken, wie sie in Apotheken vorhanden ist, ist sie ohne Geruch, Geschmack und Kraft. Alle Entzauberungen und Verwahrungen vor Berggeistern, die die abergläubige Vorwelt damit begann, waren lächerlich. Ihre Kräfte scheinen den Kräften des Knoblauchs sehr nahe zu kommen, und zuweilen Konvulsionen von Würmern (vom Pöbel oft Teufelsbesitzungen genannt) als wurmtreibendes Mittel gehoben zu haben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 215.
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