Tausendgüldenenzian

[308] Tausendgüldenenzian, Gentiana Centaurium, L. [Zorn, pl. med. tab. 154] mit fünftheiliger, trichterförmiger Blumenkrone, zweitheiligem Stengel, und einfachem Staubwege, ein sieben bis acht Zoll hohes Sommergewächs an sonnichten, abhängigen Bergwiesen bei Wäldern, welches im July und August hellpurpurfarbig blüht.

Das sehr bitter und unangenehm schmeckende, geruchlose Kraut (Hb. Centaurii minoris) hat man mit Recht in neuern Zeiten den ehedem gewöhnlichern Krautspitzen (Summ. Centaurii minoris) vorgezogen, indem die Blumen fast geschmacklos und unkräftig sind. Man hat es nicht selten gegen Wechselfieber gebraucht, aber die rechten Anwendungsfälle noch nicht ausgefunden, weil es bey einigen Arten dieser Fieber die Hitze noch mehr verstärkt hat. Es eröfnet den Leib, macht auch wohl Erbrechen. In kleiner Gabe soll es den Magen stärken. Seine Hülfe in der Gicht ist zweideutigen Erfolgs, wie mehrerer andern vegetabilischen Bitterkeiten. Einige haben es bei faulen Geschwüren äusserlich, wie versichert wird, mit Erfolg angewendet. Andre innerlich auch gegen Hautausschläge.

Der Absud steht dem Aufgusse an Kräften nach, da durchs Kochen die meisten bittern Theile verloren gehn, und ein sehr widriger Geschmack sich entwickelt; durch die wässerige Destillation geht ein mit Geruch und reitzendem Geschmacke[308] versehenes Wasser über; die geistige Tinktur scheint die kräftigste und angenehmste Form zu seyn. Billig verbrennt man jezt nicht mehr, wie ehedem, dieses Kraut, um ein gewöhnliches alkalisches Aschensalz (Sal. Centaurii minoris) daraus zu erhalten.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 308-309.
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