Traubenkirsche

[331] Traubenkirsche, Prunus Padus, L. [Zorn, pl. med. tab. 177] mit Blumentrauben, und unterwärts, am Grunde mit zwei Drüsen besetzten Blättern, die im Winter abfallen; ein gewöhnlich vier bis fünf Fuß hohes strauchartiges Bäumchen in Hecken und Hainen, welches im Mai weiße wohlriechende Blumen trägt.

Die braune, hie und da mit Warzen besetzte Rinde (Cort. Padi, s. Cerasi racemosi sylvestris) riecht (trocken schwächer, als frisch,) wie Gichtbeerribizel, und schmeckt bitter zusammenziehend nach bittern Mandeln. Sie hat sich vielfältig hülfreich in Wechselfiebern erwiesen (nur Schade, daß die eigentlichen Zufälle dieser Wechselfieber nicht genau angegeben worden sind!) und in Tilgung des krankhaften Reitzes vom Quecksilber, daher sie mit Vortheil mit diesem Metalle zugleich und hinterdrein nach seiner Anwendung, unter großem Nutzen gebraucht worden ist, auch da wo Scharbock mit im Spiele war. Daß sie wahre venerische Zufälle ganz allein geheilt habe, muß man mit stärkern Beweisen belegen, als die bis jezt vorhandenen sind.

Die erbsengroßen, schwarzen, ekelhaft und herbsäuerlich schmeckenden Beeren (Baccae Padi s. Cerasi racemosi sylvestris) geben mit den wie bittre Mandeln schmeckenden Kernen gestoßen, mit Wein aufgegossen einen vorzüglichen Kirschwein, vor sich aber in Gährung gesetzt, in der Destillation 9/64 ihres Gewichtes an starkem brennbarem Geiste. Getrocknet bedienen sich die Finnen der Beeren in Ruhren (Durchfällen?).


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 331.
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