Vogelbeerspierling

[369] Vogelbeerspierling, Sorbus aucuparia, L. [Zorn, pl. med. tab. 440] mit gefiederten,[369] auf beiden Seiten glatten Blättern ein Baum im kältern Europa, welcher bergichte Gegenden liebt, und an den Rändern der Wälder und bei Dörfern, vorzüglich an Bachrändern anzutreffen ist; er blüht im Juny weiß.

Die nach dem September reifenden, Scharlach rothen, glänzenden, rundlichen, oben platten, mit fünf Lappen besetzten Beeren (Baccae sorbi aucupariae, s. sylvestris) sind von widrig herbbitterm Geschmacke, und dienen, wie bekannt, zum Anlocken einiger Vögel. Sie enthalten Herbsäure, und werden, wie andre dergleichen Säure bei sich führende Beeren, durch den Frost weicher, genießbarer, und dienlicher zur Weingährung. In ältern Zeiten hat man beobachtet, daß sie, in Menge genossen, Erbrechen erregen; der Saft soll innerlich dienlich im Scharbock, in schmerzhaften Goldaderknoten, und bei Harnstrenge gewesen seyn, und sich als ein wasserabführendes Mittel erweisen. Die ungefroren getrockneten Beeren sollen zu zehn Stück täglich etliche Mahl eingenommen bei Nierengrieß Linderung verschafft haben. Aus diesen Aeusserungen leuchten allerdings Heilkräfte hervor, jene sind aber noch so unbestimmt, daß man noch keine bestimmten Anwendungsfälle für diese Beeren auszeichnen kann.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 369-370.
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