Waldhaselnuß

[377] Waldhaselnuß, Corylus Avellana, L. [Zorn, pl. med. tab. 227] mit lanzetförmigen Deckblättchen, und haarigen, kleinern Aesten; ein bekannter, ziemlich hoher Strauch in Wäldern und Hecken, welcher im März blüht.

Die süßlichten Kerne der Nüsse (Nuces avellanae) werden zum Wohlgeschmack genossen, doch am besten nach abgezognem Oberhäutchen, welches Heiserkeit, Hüsteln und Brustbeklemmung zu erregen pflegt. Sie geben fast die Hälfte ihres Gewichts an ausgepreßtem Oele, welches geruch- und geschmacklos ist, leicht trocknet und in der Kälte nicht gerinnt. Es dient den Mahlern und zu aufgegossenen wohlriechenden Oelen statt des Behenöls.

Das weiße, feste Holz dient zu Reiskohlen für die Mahler und giebt in der trocknen Destillation ein stinkendes, sehr erhitzendes empyrevmatisches Oel (Ol. corylinum, heraclinum), welches in ältern Zeiten zu einem oder einigen Tropfen, mit Brodkrumen zu Pillen gemacht, gegen Spuhlwürmer und Fallsucht innerlich gebraucht worden ist, äusserlich in Zahnschmerzen – beides nur empirisch und mit roher Hand.

Den Blüthenstaub (Pollen inlorum coryli), welcher im Aeussern viel Aehnliches mit dem Staube des Bärlappkolbenmooses hat, rühmten die Alten als ein geheimes Mittel gegen Fallsucht; neuere Erfahrungen fehlen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 377.
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