Waldmeistermeserich

[378] Waldmeistermeserich, Asperula odorata, L. [Zorn, pl. med. tab. 82] mit zu acht um den Stengel stehenden, lanzetförmigen Blättern und gestielten Blumenbüscheln; ein kaum fußhohes Kraut mit mehrjähriger Wurzel in schattigen, bergichten Wäldern, welches im Mai und Juny weiß blüht.

Das Kraut (Hb. Asperulae, Matrisylvae, Hepaticae stellatae) hat im frischen Zustande keinen, welkend aber und trocken einen starken, Ambra und Meloten ähnlichen, dauernden Geruch, und einen grusichten, bitterlichen Geschmack;[378] es enthält viel adstringirendes Wesen. Man schreibt ihm erheiternde Kräfte zu in Wein und Bier infundirt (welchen beiden es einen angenehmen Geschmack und Geruch mittheilt), und ausserdem noch eine Menge unbegründeter Tugenden, (unbekannte und ungesehne) Verstopfungen der Eingeweidegefäße zu heben, innere Verhärtungen zu zertheilen, das unreine Blut (?) zu bessern, Gelbsucht, Krätze, Fallsucht, ja selbst die Wasserscheu durch innern Gebrauch, und durch äussere Anwendung Geschwüre zu heilen und Geschwülste zu zertheilen. Die geistige Tinktur der Blumen hat man in der Lähmung angepriesen. Es ist aber nie ernstlicher arzneilicher Gebrauch davon gemacht worden; blos die Empirie wendete es als Hausmittel an, und so blieben seine wahren Eigenschaften unbekannt.

Unrichtig wird statt desselben oft das hohe, dünnstenglichte Kraut des Waldstrohmegers, Galium sylvaticum, L. [Hoppe, Ect. tab. 163] mit glatten, unterwärts rauhen, zu acht um den glatten Stengel, und zu zwei unter den Blüthen stehenden Blättern, und haarförmigen Blüthenstielen, gesammelt, welches auch weit und getrocknet geruchlos bleibt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 378-379.
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