Wasserbraunwurzel

[392] Wasserbraunwurzel, Serophularia aquatica, [Zorn, pl. med. tab. 482] mit herzförmigen, stumpfen, gestielten Blättern, welche an dem häufig kantigem Stengel herablaufen, und Blumentrauben an den Spitzen; ein drei bis vier Fuß hohes Kraut mit zweijähriger Wurzel an Wassergräben und feuchten Stellen, und zeigt ihre aus Dunkelroth und Grün gemischten Blumen den Sommer über.

Das Kraut mit seinen unten kurzstieligen, oben stiellosen, sägeartig gezahnten Blättern (Hb. Fol. Scrophulariae aquaticae, Betonicae aquaticae) hat einen ähnlichen, nur schwächern Geruch und Geschmack als die Knotenbraunwurzel, ist auch in ältern Zeiten zu gleichen Behufen, wiewohl seltner angewendet worden. Insbesondre rühmt man ihm eine vorzügliche wundheilende (?) Kraft nach – den Saft äusserlich aufgelegt und den Absud getrunken. Eben so unnöthiges Rühmen hat man von seiner angeblichen Eigenschaft gemacht, wodurch es mit vier Theilen Sensblätter gemischt, den üblen Geruch und Geschmack der leztern, so wie ihre den Nerven widrigen Eindrücke vermindern und aufheben soll; nach ursprünglicher Angabe der Brasilianer, von denen die Wasserbraunwurzel mit dem Nahmen Yquetaya oder Liquetaya belegt wird. Vermuthlich ist aber dieses Vorgeben, eine widrige Substanz durch eine andre ebenfalls widrige angenehm machen zu wollen, nicht gegründet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 392.
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