Würzkoriander

[456] Würzkoriander, Coriandrum sativum, L. [Zorn, pl. med. tab. 363] mit kugelrunden Früchten; ein etwa zwei Fuß hohes Sommergewächs, welches in den südlichen Ländern, doch auch in der Schweitz und in Schwaben auf Getreideäckern als Unkraut wild wächst, sonst aber in Deutschland mit Fleiß gehauet wird, wo es im Mai und Juny weiß oder fleischfarben blüht und im July die Samen reift.

Die unten petersilienartigen, oben aber fein, nach Art der Metramkamille, zertheilen Blätter besitzen wie die über eine Linie langen, kugelrunden, feingestreiften, aschgraulich gelben Samen (Sem. Coriandri) in frischem Zustande einen widrigstinkenden Schimmel- und Wanzengeruch und Geschmack, der bei lezteren durchs Trocknen und Aufbewahren in einen erträglich angenehmen, aromatischen Geruch und Geschmack übergeht. Indessen bedient man sich des Samens als Gewürz gleichwohl nur in Backwerk, wo eine ansehnliche Hitze den größten Theil der, vermuthlich allzu starken Kraft hinwegnimmt.

Der nicht unwahrscheinlichen Beobachtung der Alten zufolge erregt der Saft des frischen Krautes, Schwindel, Verdunkelung des Gesichts, Verstandesverwirrung, Heiserkeit, Schlaftrunkenheit und andre Zufälle, und es läßt sich annehmen, daß selbst der durchs Trocknen und Aufbewahren gemilderte Samen ähnliche Zufälle als Arznei (d.i. in kleiner Menge eingenommen) heben könne. Ihren deutschen Nahmen Schwindelkörner führen sie allem Ansehn nach von einer Arzneikraft dieser Art, wofür uns aber die Belege verlohren gegangen sind. Er soll ein gutes Blähung treibendes, Magenstärkendes und Ausdünstung beförderndes (bösartige Fieberansteckung entfernendes?) Mittel seyn, welches den übeln Mundgeruch hinwegnehme, Erbrechen hemme, und den sogenannten Vapeurs widerstehe. Den weinichten Anrauß von einer halben Unze Samen (eine übermäsig[456] große Menge) will man mit Glück im Quartanfieber (vor dem Anfalle) gegeben haben. Ob er den Geschlechtstrieb mindere und in Durchfällen und Ruhren (?) dienlich sei, ist sehr zu zweifeln.

In der wässerigen Destillation giebt der Samen ungefähr 1/35 eines gelben, dünnen ätherischen Oels, welches aber so wenig als das destillirte Wasser oder der Samen selbst mehr im Gebrauche ist.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 456-457.
Lizenz: