Zibeth

[471] Zibeth (Zibethum) ist eine dickliche, salbenähnliche, schäumige, weißlichte Materie von sehr starkem, in der Nähe ziemlich unangenehmen, blos in der Entfernung lieblichem, lange hängen bleibendem, dem Ambra etwas ähnlichem Geruch und bitterlichem, scharfem Geschmacke, die aus einer drittehalb Zoll langen Ritze mit hervorragenden Rändern, der Oefnung eines (innerhalb in zwei mandelngroße Höhlungen getheilten) hühnereidicken, drüsichten Beutels gewonnen wird, welche zwischen den Zeugungstheilen und dem After sowohl des männlichen als weiblichen Zibeththiers, Viverra Zibetha, L. [Schreber, Säugth. III, tab. 112] mit schwarz geringeltem, langem Schwanze und wellenförmig grau und schwarz gestreiftem Rücken, liegt, eines in Arabien, Malabar, Siam und auf den philippinischen Inseln einheimischen, schmächtigen Thieres, dessen dünner Körper bis an den Schwanz 29 Zoll lang, die vordern Füße aber nur fünf Zoll hoch sind, welches wild, gefräßig und beißig, im Zorne die borstigen Rückenhaare aufsträubt, und, obschon leicht[471] zähmbar, doch leicht wieder in Wildheit übergeht, seiner Nahrung, kleinen Thieren, Fischen und Vögeln, kletternd und im Laufe nachgeht, doch auch von Früchten und Wurzeln sich ernährt, und wenig trinkt. Seine Augen funkelndes Nachts. Man fängt es in Schlingen, und ernährt es sorgfältig, in eisernen Käfigen eingesperrt, zu Cairo und zu Amsterdam, um von ihm den Zibeth zu gewinnen, den man die Woche zwei bis dreimahl mit einem kleinen Löffelchen aus der beschriebnen Oefnung zwischen den Hinterfüßen hervorhohlt, welches sie gern vertragen sollen, da der in den Beuteln angehäufte Zibeth ihnen Beschwerde zu verursachen scheint. Obgleich der frische weiß und schäumig ist, so ist doch der beim Aufbewahren äusserlich und innerlich gleichförmig gilblich, endlich bräunlich gewordene nicht weniger gut, wenn er dabei obigen Geruch und Geschmack besitzt, sich gleichförmig, ohne undurchsichtige Theile, ohne dickliche Klümpchen, auf Papiere ausbreiten läßt, ans Licht gehalten, keinen andern Geruch als den des Zibeths von sich giebt, sich dann entzündet und sprützelt, beim Verlöschen aber blos wie versengte Haare riecht. Doch kann man bei einer so theuern Waare nicht vorsichtig genug seyn, und thut besser, ihn blos von solchen ehrlichen Kaufleuten von Cairo oder Amsterdam einzukaufen, die ihn selbst gewonnen haben. Die Unze des besten gilt in Amsterdam 150 Gulden; die schlechtern mit Honig, Butter u.s.w. verfälschten Sorten aber, die Unze 30 bis 50 Gulden. Man bringt dergleichen auch aus Kalkutta, Bassora, u.s.w. Die den Zibethbüchsen angeklebten Certificate sind aber nicht zuverlässig.

Mit Zucker und Weingeist soll er sich am besten auflösen lassen.

Sein Geruch bringt zwar, wenn er stark ist, bei vielen Personen Ohnmacht und heftige Angst hervor; dieß widerspricht aber nicht der Behauptung der Alten, die ihn (aber nur in sehr kleiner Menge innerlich oder auch nur äusserlich angewendet) anthysterisch und antepileptisch haben wirken seyn.

Die Erweckung des Geschlechtstriebs beim zweiten Geschlechte durch Zibeth an die Geburtstheile aufgestrichen, ist in neuern Zeiten nicht bestätigt worden. Er erregt den Kreislauf, und treibt Hautausschläge hervor.

Seine häufigste Anwendung ist bei Parfümirern. Der Dunst von damit wohlriechend gemachten Dingen soll vor Kopfungeziefer bewahren.

Man behauptet, daß auch von der Viverra Civetta, L. [Schreb. Säugth. III, tab. 111] der Meles Zivetta, s. Briss. mit oberwärts gefleckten, an der Spitze schwarzbraunen Schwanze, kastanienbrauner Mähne, und grau und braun geflecktem Rücken, einem, den länglicht spitzigen Kopf ausgenommen, am Körper einer Katze gleichendem Thiere, welches in Aethiopien, Guinea, u.s.w. wohnt, Zibeth gewonnen werde.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 471-472.
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