Zimmtsortenlorber

[477] Zimmtsortenlorber, Laurus Cassia, L. [Zorn, pl. med. tab. 340] mit dreiribbigen, lanzetförmigen stumpfern Blättern; ein in Ostindien, auf Sumatra, Java, Malabar, vorzüglich aber auf den Bergen in Martinique, und selbst auf Zeylon (Dawul-Curundu?) wohnender, noch nicht genau vom Zimmtlorber unterschiedener Baum.

Die Rinde (Zimmtsorte, Cinnamomum indicum, Cassia cinnamomea) kömmt durch die Engländer zu uns in fußlangen Stücken, der Rinde des Zimmtlorbers sehr ähnlich, doch äusserlich dunkelfarbiger, mit parallelen und gewundenen Längenadern besetzt, von ebenem, blässerem Bruche, überhaupt dicker, die eine Sorte etwa eine halbe Linie dick, in glatte Röhren zusammengerollt, die andre in plattern, etwas über eine Linie starken, fünf bis sechs Linien breiten Stücken, beide von der wahren Zimmtrinde ähnlichem, aber stärkerm und unangenehmerm Geruche, den sie länger (auf 30 Jahre) behalten, und einem zimmtartigen, aber stärkern, schärfern, beißendern, hitzigern und länger im Munde anhaltenden Geschmacke.

Durch diese Kennzeichen unterscheidet sich die Zimmtsorte sehr gut auch von dem Mutterzimmtlorber (w.s.), mit dem sie häufig verwechselt worden ist; noch mehr aber durch das häufige bei der wässerigen Destillation übergehende ätherische Oel, wovon sie drittehalb Mahl so viel als der Zimmt[477] giebt und welches dem Zimmtöle völlig ähnlich ist.

Man macht wenig Gebrauch von der Zimmtsorte, vielleicht nur zur Destillation einer Art Zimmtwassers und Zimmtöles, so wie überhaupt zur Verfälschung der wahren Zimmtrinde. Kein rechtlicher Apotheker macht sich einer solchen Unterschiebung theilhaftig.

Von eben diesem Baume sollen die dicken, großen indianischen Blätter (Folia Malabathri, Folium indum, auch blos Folium genannt) kommen, welche zuweilen ein Paar Spannen lang und zwei Hände breit sind, mit drei an der Spitze sich verlierenden Ribben, oben von grüngelblichter, unten graulichter Farbe, von gewürznelkenartigem Geschmacke, und frisch von ähnlichem, veraltet aber fast von gar keinem Geruche. Die Alten nahmen diese entbehrliche Waare unter ihre entbehrlichen Vielgemische, den Theriak und Mithridat.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 477-478.
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