§. [187] 128.

Die neuern und neuesten Erfahrungen haben gelehrt, dass die Arzneisubstanzen in ihrem rohen Zustande, wenn sie zur Prüfung ihrer eigenthümlichen Wirkungen von der Versuchs-Person eingenommen worden, lange nicht den vollen Reichthum der in ihnen verborgen liegenden Kräfte äussern, als wenn sie in hohen Verdünnungen durch gehöriges Reiben und Schütteln potenzirt zu dieser Absicht eingenommen worden, durch welche einfache Bearbeitung die in ihrem rohen Zustande verborgen und gleichsam schlafend gelegnen Kräfte bis zum Unglaublichen entwickelt und zur Thätigkeit erweckt werden. So erforscht man jetzt am besten selbst die für schwach gehaltenen Substanzen auf ihre Arzneikräfte,[187] wenn man 4 bis 6 feinste Streukügelchen mit der 30sten potenzirten Verdünnung einer solchen Substanz die Versuchs-Person täglich, mit ein wenig Wasser angefeuchtet, nüchtern einnehmen und diess mehre Tage fortsetzen lässt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 187-188.
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