§. [188] 129.

Wenn nur schwache Wirkungen von einer solchen Gabe zum Vorschein kommen, so kann man, bis sie deutlicher und stärker werden, täglich etliche Kügelchen mehr zur Gabe nehmen, bis die Befindens-Veränderungen wahrnehmbarer werden; denn nicht alle Personen werden von einer Arznei gleich stark angegriffen; es findet im Gegentheile eine grosse Verschiedenheit in diesem Punkte statt, so dass von einer als sehr kräftig bekannten Arznei in mässiger Gabe zuweilen eine schwächlich scheinende Person fast gar nicht erregt wird, aber von mehren Andern dagegen, weit schwächern, stark genug. Und hinwiederum giebt es sehr starke Personen, die von einer mild scheinenden Arznei sehr beträchtliche Krankheitssymptome spüren, von stärkern aber geringere. Da diess nun im voraus unbekannt ist, so ist es sehr räthlich, bei Jedem zuerst mit einer kleinen Arzneigabe den Anfang zu machen, und wo es angemessen und erforderlich ist, von Tage zu Tage zu einer höhern und höhern Gabe zu steigen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 188.
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