Schöne Zähne

[155] nennt man die, welche klein, dicht an einander und ohne Lücken, blendend weiß – einer Reihe Perlen gleich sind.

Sowohl im diätetischer als auch in Hinsicht auf Körperschönheit verdienen die Zähne einer vorzüglichen Beachtung; so leicht es ist, sie bis in das späteste Alter gesund zu erhalten, so leicht ist es auch, sie durch Vernachlässigung zu verderben. Man sollte daher immer vorsichtig seyn, um nicht späterhin seine Nachlässigkeit bitter zu bereuen.

Die Pflege der Zähne besteht darin, daß man:

1) nichts thut, was ihre äußere Glasur verletzen, oder sie wackelig machen könnte. Man darf sie daher nicht zum Nußknacker gebrauchen, und auch sonst auf nichts Hartes beissen. Tabaksraucher[156] müssen nie die Pfeife blos mit den Zähnen halten, indem sie dadurch äußerst abgenutzt werden und ausfallen.

2) Reinlichkeit ist eine Haupttugend, und unumgänglich nöthig zu Erhaltung schöner Zähne. Man vergesse daher nie, sich Morgens dieselben mit lauem Wasser vermittelst einer weichen Zahnbürste und eines unschädlichen Zahnpulvers zu reinigen; dieß muß auch nach jeder Mahlzeit mit gleicher Sorgfalt geschehen, um besonders den Ansatz von Weinstein wegzuschaffen, indem dieser den Zähnen sehr verderblich werden und zuletzt zum Knochenfraße führen kann.

3) Man behüte die Zähne sowohl vor häufiger Berührung mit Säuren als auch mit Zucker und andern Süßigkeiten. Beides verdierbt ihren Schmelz und zerstört sie nach und nach; dieß ihnen besonders überzuckerte, gebrannte Mandeln.[157]

4) Man hüte die Zähne vor zu kalten und vor zu warmen Getränken und Speisen; diese abwechselnd genossen ruiniren die Zähne in sehr kurzer Zeit, indem sie Risse und Sprünge in der Glasur bewirken, wodurch diese fleckig werden.

Man bediene sich nur Zahnstocher von weichem Holze – alle andern, etwa metallne, sind durchaus schädlich. Man gebrauche sie überhaupt nur dann, wenn etwas zwischen den Zähnen steckt, und sich durch Ausspühlen und gelindes Reiben nicht entfernen läßt.

5) Hüte man sich vor Erkältungen, indem diese der Hauptgrund zu rheumatischen Zahnschmerzen sind.

Vorzügliche Mittel gegen Zahnschmerzen sind folgende:

1) Man bringe einige Tropfen reine Salpetersäure mit einem Haarpinsel in den cariösen Zahn; dieß Mittel lindert sicher[158] den Schmerz, und ist sogar da von Wirkung, wenn andere starke Sachen z.B. Holzsäure, vergeblich angewendet werden.

2) Man befeuchte etwas Baumwolle mit Vitriolnaphta, oder Opiumtinctur, oder Cantharidentinctur (letztere besonders wirksam!), und stecke sie in den hohlen Zahn.

3) Man benetze die hohle Stelle mittelst eines feinen Haarpinsels mit der ebenerwähnten Holzsäure, oder Nelkenöl. Beides sind jedoch sehr starke Tincturen, und man nehme sich bei dem Gebrauche gar sehr in Acht, daß man die gesunden Theile nicht berühre.

Gute Zahnpulver aus ganz unschädlichen Ingredienzien:

1) Gebranntes, fein gestoßenes und durch ein dichtes Haarsieb getriebenes Brod ist ein approbirtes Mittel, die Zähne weiß und gesund zu erhalten.

2) Man verbrenne einige Stücke Rosmarinholz,[159] werfe die noch ganz glühende Kohle in scharfen Rosenessig, lasse sie darin 24 Stunden weichen, hiernach an der Sonne trocknen, worauf man sie dann sehr fein pulverisirt gebraucht.

3) Man nehme eine Unze pulverisirte, durchgesiebte Lindenkohle, eine halbe Unklaren Kandis, drei Quent feine Chinarinde, eine halbe Unze Cremor Tartari, und mische es gut.

4) Man nehme sechs Quentchen fein pulverisirte Brodkohle, eine halbe Unze präparirte Austerschale, zwei Quent florentinische Violenwurzel, einige Tropfen Bergamotöhl und vermische es innig. –

Eine neue, erprobte und die meisten Zahnpulver weit übertreffende Zahnlatwerge ist die folgende: Man vermischt Schalen von süßen Orangen, welche man zu Kohle gebrannt, gestoßen und fein durchgesiebt hat, mir reinem weißen Honig, bis es[160] wie dicker Brei aussieht, und thut dann einige Tropfen Münzspiritus hinzu. Man gebraucht diese vortreffliche Latwerge, indem man Abends die Zähne damit reibt, und den Mund erst den andern Morgen ausspühlt.

Wer von meinen Lesern vorstehende Regeln befolgt, und sich der obigen Mittel bedient, wird bald die guten Folgen empfinden, und bis in das höchste Alter gesunde, schöne Zähne haben; Jedermann weiß, welchen unangenehmen Eindruck es macht, wenn ein junger Mensch, mag er auch außerdem noch so einnehmende Züge, ein noch so geistreiches Auge besitzen, dabei verderbte, schwarze Zähne hat; wie hingegen weiße, geregelte dem ganzen Gesicht ein freundliches Ansehen geben – ich bin daher überzeugt, daß Jeder wenigstens alles Mögliche thun wird, um letztere sich zu erhalten.


Quelle:
Hoffmann, Karl August Heinrich: Unentbehrliches Galanterie-Büchlein für angehende Elegants. Mannheim 2[1827], S. 155-161.
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