Ein schöner Fuß

[188] ist eine Gabe der Natur, welche man bei jungen Männern nicht eben häufig findet; indessen gehört er auch nicht nothwendig zur äußeren Annehmlichkeit, und ein junger Mann, welcher außerdem gut gebaut ist, kann diesen Vorzug gar leicht verschmerzen. Dennoch dürfte es nicht[188] überflüssig seyn, hier schlüßlich etwas über die vernünftigen Mittel, einen möglichst schönen Fuß sich zu verschaffen, ferner über die große Thorheit, die in dieser Hinsicht sehr oft begangen wird, zu sagen.

Man habe bei jeder Maßregel zu Verschönerung des Fußes doch immer des Satz vor Augen, daß ein kleiner Fuß noch nicht ein schöner Fuß ist, und daß es viel zweckmäßiger ist, etwas größere Stiefel zu tragen, als sich durch zu enge Fußbekleidung unerträgliche Schmerzen zuzuziehen.

Jede zu enge Fußbekleidung schadet der Haut außerordentlich, nimmt dem Fuße die wahrhaft schöne Form, preßt ihn unnatürlich zusammen, und bringt am Ende jene Veränderungen in ihm hervor, welche anfangs gelinde Schmerzen verursachen, nach und nach aber zur furchtbarsten Pein, zu einer wahren Tortur werden, deren[189] Schmerzen nur steigen können, wenn man seiner unverzeihlichen Eitelkeit folgt.

Auch erreicht diese Eitelkeit in so fern ihren Zweck nicht, indem sie zwar einen kleineren Fuß gewinnt, dagegen aber auch eine höchst unsichere Haltung des Körpers, einen gezwungenen Gang, und mit der Zeit gar oft nachtheilige Wirkungen auf die Schönheit des Wuchses davon trägt.

Wie sehr die Nachtheile dieses verkehrten Verfahrens den erbärmlichen Vortheil überwiegen, liegt klar am Tage, denn erstere sind wahrlich nicht übertrieben geschildert!

Enge anschließende Schuhe oder Stiefeln, welche aber an keinem Theile drücken, und besonders aus weichem, dehnbarem Leder mit nicht zu dünnen Sohlen gefertigt sind, dürften die Hauptsache seyn, um den Fuß schön zu erhalten.[190]

Quelle:
Hoffmann, Karl August Heinrich: Unentbehrliches Galanterie-Büchlein für angehende Elegants. Mannheim 2[1827], S. 188-191.
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