I. Der Zylinder.

[17] Die drei Gelegenheiten, die den blanken Zylinder verlangen: Besuche im Cutaway.

Reiten im schwarzen Rock.

Die besonderen »Gehrock-Gelegenheiten« (Standesamt, Sitzung, Trauerfeier, Matinee, Probe, Eröffnung, Vorbesichtigung, Gartenfest).

So wenig angängig es ist, Besuche im Jackett zu machen (auch nicht im schwarzen Sakko), so unmöglich ist es, hierzu den steifen Hut zu nehmen. Es ist ebenso ausgeschlossen, in Begleitung einer Dame mit einer Mütze zu reiten, wie zu den »Gehrock-Gelegenheiten« Melonen oder Strohhüte zu tragen.

Die zwei Gelegenheiten, die den grauen Zylinder gestatten: Beim Fahren eines Viererzuges.

Auf dem Turf zum grauen Gehrock.

Es ist undenkbar, ein ungeschlachtes Gefährt mit einem Hütchen zu fahren; die grobe Massigkeit eines Viererzuges fordert einen klobigen Mantel, große Knöpfe, dekorative Kopfbedeckung. Der graue Gehrock und Zylinder sind nur älteren Herren zu empfehlen. Diese dürfen den Übergang vom hellen Grau zu den schwarzen Stiefeln durch weiße Gamaschen mildern. Die einzige Gelegenheit, einen stumpfen Zylinder (Chapeau-claque) zu tragen: Abends zum Frack. Für Loge, Gesellschaft und Ball. So ungeheuerlich der stumpfe Zylinder am Tage ist, so wenig schön ist der glänzende am Abend.


1. Der Zylinder

[17] Sonntag einen Zylinder? – Na ja, wenn es gar nicht anders geht. Sonst lieber den ältesten steifen Hut. –

Zum Gehrockpaletot auf Taille bitte ich ebenfalls um den Zylinder. Man zerstört nicht eine lange schmale Linie durch einen kurzen dicken Klecks.

Man wird dringend gebeten, unter dem Taillenpaletot keinen Sakko zu tragen; sonst muß man beim Ausziehen ängstlich bemüht sein, den Hut vor dem Mantel abzulegen, um nicht plötzlich in Jackett und Zylinder dazustehen.

Aus gleichem Grunde vermeide man auch die Melone zum Frack. Zu den großen Renntagen sei nach englischem und französischem Muster auch der blanke Zylinder gestattet – bei Eröffnungsrennen und großen Tagen Pflicht.

Stumpfe Filzzylinder kommen nur in Romanen vor und auf brasilianischen Reisfritzen. –

Quelle:
Koebner, F. W.: Der Gentleman. Berlin 1913, [Nachdruck München 1976], S. 17-18.
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