Vorwort.

Von verschiedenen Seiten bin ich aufgefordert worden, Aufzeichnungen zu machen aus meinem Leben, das mit so vielen Erinnerungen aus großen Zeiten verwebt ist. Ich habe mich schwer dazu entschließen können, weil die eigene Person mir zu unbedeutend dünkt, um ihren Lebensweg wiederzugeben. Doch in anderer Form will ich versuchen, zusammenzufassen, was ich als teuren Schatz treu im Gedächtnis bewahrt habe. Erinnerungen sind es an stürmische Tage, sowie an Kriegs- und Siegesjahre, und dabei will ich von denen erzählen, die mir nahegestanden und die ihrem Könige und Vaterlande zu solchen Zeiten treue Dienste geleistet haben.

Mein Leben soll dazu nur gewissermaßen den Rahmen bilden und nur insoweit hineingezogen werden, als es nötig ist, um das Ganze in Zusammenhang zu bringen, oder um ein Bild der Zeit und der Ereignisse zu geben, die vielleicht auch für weitere Kreise Interesse haben können.

Und wenn ich dann zum Schluß – ausgesprochenen Wünschen folgend – von dem Wirkungskreise erzähle, in dem meine jetzigen Aufgaben liegen, so geschieht es, um auf Grund der Erfahrungen meines Lebens, das mich sowohl über sonnige Höhen führte, wie durch das dunkle Tal des Leidens, zu denen sprechen zu können, die einen unersetzlichen Verlust erlitten haben und an dem Entbehren, das ihnen dadurch wurde, krankten. Ich möchte ihnen zeigen, wie uns von allen Seiten dringend die Arbeit ruft, die unserem Leben reichen Inhalt und ein stilles, aber tiefes Glück verheißt.[3]

Auch dabei soll meine eigene Person nicht sprechen, sondern ich will nur Bilder aus dem Arbeitsfelde entrollen, die in beredter Weise zum Ausdruck bringen, welch ein Segen und welche Freude auch mit geringen Mitteln geschaffen werden können.

Wir Frauen haben wohl ein volles Verständnis für das Wort »Im Glücklichmachen liegt das Glücklichsein«, und wie uns dies Glücklichmachen und Glücklichsein greifbar nahe geboten wird, auch wenn wir das Liebste hingeben mußten, das sollen die letzten Blätter dieses Buches sagen.

Wenn es nun hinauszieht in die Welt, so gebe ich ihm dabei den innigsten Wunsch mit, daß es Herzen erwärmen möchte für das Wirken der deutschen Männer, die ich ihnen nahebringen will, und für die Liebesarbeit, die uns Frauen glück- und segenverheißend ihr weites Arbeitsfeld öffnet.

Die schlichten Aufzeichnungen dieser Blätter bitte ich den Leser, freundlich hinzunehmen. Sie kommen von Herzen, möchten sie den Weg zu den Herzen finden.

Adda Freifrau von Liliencron

geb. Freiin von Wrangel.[4]

Quelle:
Liliencron, Adda Freifrau von: Krieg und Frieden. Erinnerungen aus dem Leben einer Offiziersfrau, Berlin 1912.
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