»Bäumlein, Bäumlein, schüttle dich – –«

[26] (Erste Pause.)


Sie: Wie geschickt Sie sich bisher aus der Affäre zogen –

Er: Mißtrauen bis zum letzten!

Sie: Lassen Sie mich doch ausreden – ich erkenne ja an, bewundere den vorgezeichneten Aufschwung zur Innerlichkeit, die psychoanalytische Lektion, die Sehnsucht nach seelischem Gleichgewicht und alle die angeführten Qualitäten, die – wenn sie auch nur zum kleinsten Teil wirklich in Erscheinung träten, Revolutionen im Frauenlager verursachen würden – doch nicht die Seele allein ...

Er: Wie materiell Sie denken – wieviel Sie verlangen!

Sie (fortfahrend): ... doch nicht die Seele allein übt irdischen Erfolg aus. Auch der Körper will ...

Er: O je, Adam als Modepuppe – Sie wollen uns wohl karikieren –

Sie: Nicht zur Modepuppe – zum Mann, der durch ein richtiges Äußeres den harmonischen Ausgleich zwischen Leib und Geist zu schaffen versteht –

Er: Es fehlt nur noch der Begleitruf: »Kultur!«

Sie: Weiß Gott, er fehlt, doch warten wir – zu rechter Zeit das rechte Wort.

Er: Fahrpläne ausbauen vom Hemd zum Frackmantel, vom Manschettenknopf zur Massagecreme – eigentlich eine reizvolle Aufgabe.

Sie: Endlich geben Sie mir recht, Kleidung tut not, unsere ständigen Angriffe stießen allzulange auf eure permanente Abwehr.

Er (gefaßt): Vanitas vanitatum ...


»Bäumlein, Bäumlein, schüttle dich - -«

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 26-29.
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