Allerlei Hausfreunde ...

[167] Schütteln Sie nicht gleich wieder indigniert den Kopf, meine Herren Kritiker – so frivol die Einleitung auch klingt, so beruhigend und wohlanständig wird sie sich in der Folge erweisen. Allerdings, von Hausfreunden soll hier die Rede sein, aber von – vierbeinigen, von jenen, denen ein angestammter Ehrenplatz gebührt und über deren Behandlung, Rechte und Besonderheiten sich ein Disput verlohnt.


Allerlei Hausfreunde

Weder banal, altjüngferlich, noch übertrieben ist der Ausspruch, daß der Hund der treueste Freund des Menschen ist. Darum – wenn ihr schon einmal einen so geduldigen und braven Begleiter auserkoren habt, »seid lieb und nett zu ihm«! Sorgt genau, wie für eure leibliche Reinheit, auch für die seine, laßt ihn nicht immer mit traurigen Augen und wedelndem Schweif in der Wohnung zurück, nehmt ihn mit hinaus in die Sonne und die für ihn verlockenden, möglichst nicht zu belebten Straßen oder noch besser in die grüne, freie Umgebung – seinem Naturell ist das »Austoben« unerläßlicher als dem euren!

Frisches Wasser zu jeder Tageszeit, zuverlässige, regelmäßige Mahlzeiten, allmorgendliches Ausbürsten des Fells sind ebenso unumgänglich wie euer tägliches Brot! Aber keine falsche Verwöhnung, keine Duldung des ungezogenen Bettelns bei Tisch, nicht nur Fleisch und Zuckerwerk, dafür auch keine unnötige Quälerei mit Kunststückchen!

Doch es muß ja nicht immer ein Fiffi, Männe, Lord, Bonso, Bobby oder Pipotz sein – es gibt ja auch Katzen, Vögel, Eichkätzchen,[167] Fische und Äffchen, im weiteren Sinne Pferde und Hühner. Der weise Papagei, der zwitschernde Piepmatz, die schnurrende Angora, das freudig schnuppernde Halbblut – sie alle haben ihre Herren und Gebieter, denen sie unvergeßliche Stunden bereiten. Luxusangelegenheit ist die Haltung der in Mode gekommenen Äffchen. Ihre Pflege und Wartung ist mit Schwierigkeiten verknüpft und nur Inhabern großer Wohnungen mit viel Raum und Komfort anzuraten, denn Wärme, Bewegungsfreiheit und sorgfältigste Beobachtung sind Vorbedingung zur Erhaltung der Gessmdheit der winzigsten Mistitis wie der größten Orang-Utans!

Wer Frau und Kind verschmäht oder verschmerzen muß, wer als Einsamer oder Verschlossener sein Dasein verbringt, dem bleibt als einzig mitfühlendes Lebewesen der vierbeinige Freund.

»Laßt Blumen sprechen« und »Tiere um euch sein«, ihr werdet es nicht bereuen! Man muß ja nicht gerade ins Extrem fallen und mit fünfzehn Katzen in einem Zimmer hausen oder eine Kaninchenzucht im Wohnraum beginnen. Tiere bringen immer Freude, wenn man nicht ausgerechnet dem Beispiel einer extravaganten jungen Dame folgt, welche im Überschwang der Gefühle einer würdigen Familienmutter am Christabend sechs Paar Tanzmäuse unter den Weihnachtsbaum legte.


Allerlei Hausfreunde

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 167-169.
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