Die auf Eis gelegte Frau ...

[134] Im Sommer friert sie, und im Winter ist ihr zu heiß – natürlich liegt das nicht an ihr, sondern an den verschobenen Temperaturschwankungen, an denen die Sonnenfleckchen schuld sein sollen. Daher der Zweck des Ganzen: im Sommer den Süden – im Winter den Schnee.

Ich kenne keine Frau, die nicht in »Wintersport« macht. Sobald das Kostüm festliegt, wird entschieden: Schneeschuh, Rodel, Eislauf, oder ganz toll: Eishockey, Bob – nicht auszudenken: »Skeleton«! Die ganz Sportlichen aber, die es jetzt schon mehr und mehr gibt, wissen das schon vorher.

Hofe oder Rock ist nicht mehr die Frage: »Telemark« oder »Christiania«, »Eiswalzer« oder »Achter«, »sunny corner« oder »striker«, »Tor« oder »Hals- und Beinbruch« sind die Schlagworte, die kursieren. Kälte und Eissturm, Schneewehen und Hagelschauer schaden nicht mehr dem Teint, noch den Gliedern, im Gegenteil – man hält ja auch ganz andere Sachen aus. Abhärtung marschiert – Verpimpelei zieht nicht mehr. Je frischer, je schwieriger, je aufreibender die Tour, das Training, die Lehrstunde oder das Wettspiel, desto wagelustiger, kecker und übermütiger die Stimmung. Eisgekühlte Geister, eisgekühlte Körper, eisgekühlte Weine, eisgekühlte Erotik??


Die auf Eis gelegte Frau..

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Die auf Eis gelegte Frau..

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 134-135.
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