Berufes.

[42] Die Frage, welchen Beruf soll der Sohn oder die Tochter ergreifen, ist immer schwer zu beantworten, handelt es sich doch um einen entscheidenden Schritt fürs Leben. Die Wahl eines falschen Berufes bringt Unzufriedenheit. In vielen Fällen ist dem Sohne der Beruf durch den der Eltern vorgezeichnet. Hat aber der Sohn durchaus keine Neigung zu dem väterlichen Geschäfte, so zwinge man ihn nicht, von seinem Lieblingsberufe abzustehen. Viele Beispiele beweisen, daß ein Mann, der in solcher Veranlassung seinen Beruf verfehlte, das schöne Geschäft seines Vaters vernachlässigte und zugrunde richtete; auch seine Lebensfreude war vernichtet. In anderen Fällen muß entgegen seinen Neigungen der junge Mann studieren, weil es die Eltern schmeichelt, einen Sohn in der Gelehrtenlaufbahn zu haben. Ungenügende Leistungen infolge mangelnder Berufsfreudigkeit verleiden dem Manne das Leben. Bei Wahl des Berufes höre man die Wünsche des Sohnes oder der Tochter und bespreche eine Anzahl in Frage kommender Berufe mit den Kindern. Haben die Eltern die Neigungen und das Spiel der Kinder beobachtet, so können sie daraus deutliche Winke für die Berufswahl entnehmen. Bei der Besprechung der Berufsarten lassen sie dann den als richtig erkannten etwas deutlicher in seinen Vorzügen hervortreten und haben so auch Einfluß auf die Berufswahl ihrer Kinder.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 42.
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