Wechsel der Temperatur.

[51] Der Mensch gewöhnt sich schließlich an alles, sowohl an die größte Hitze, wie auch an die strengste Kälte, aber nur wenn eine Übergangsperiode stattfindet.

Es ist darum von einer Schädlichkeit, die kaum zu ermessen ist, wenn erhitzte Personen schnell kalte Getränke zu sich nehmen oder ein kaltes Bad nehmen, oder durch Öffnen gegenüberliegender Fenster Zugluft verursachen, um sich in dieser abzukühlen. Ebenso ist es schädlich, wenn man im Winter von der Straße durchfroren ins warme Zimmer tritt[51] und sich sogleich dem Ofen nähert, um die erstarrten Gliedmaßen zu erwärmen.

Auf den ersten Augenblick mag es ja etwas Angenehmes an sich haben, aus dem momentan unangenehmen Zustand großer Hitze oder Kälte schnell herauszukommen, aber unser Körper verträgt einen derartig schnellen Wechsel nicht. Man sieht es ja an der anorganischen Welt. Springt nicht das erhitzte Lampenglas, wenn auch nur ein Tropfen kalten Wassers daran gespritzt wird, oder springt nicht das kalte Glas, wenn man kochendes Wasser hineingießt?


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 51-52.
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