Kaffee- und Teegesellschaften

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Kaffee- und Teegesellschaften.

Solche Gesellschaften pflegen abwechselnd in den Wohnungen der Mitglieder gegeben zu werden und sind besonders dazu geeignet, die Geselligkeit zu pflegen und durch gegenseitigen Austausch der Meinungen über Haushaltungs-, Toilette-, und Erziehungsfragen durchaus nützlich zu wirken. Manch schönes Kochrezept wird hier durch mündliche Überlieferung weiter verbreitet, und manche Dame hat durch die gefällige Empfehlung eines Mitgliedes die gewünschte tüchtige Kleidermacherin gefunden. Auch Akte der Wohltätigkeit gehören zu den Kreis der Besprechungen.

Das Service muß höchst sauber, elegant und unverletzt sein, Tassen, an denen die Vergoldung heruntergewaschen ist, dürfen wohl im Privatgebrauch noch passieren, gehören aber nicht in die Gesellschaft hinein.

Während sich Service, Rahm, Zucker und die Konfitüren bereits im Gesellschaftszimmer befinden, wird der Kaffee in der Küche bereitet und vom Dienstpersonal (oder Damen des Hauses) hereingebracht. Die Gesellschaftgeberin schenkt den Kaffee ein, das Zutun des Rahmes sowie des Zuckers überlasse sie den Gästen.

Beim Herumreichen von Konfitüren, auch beim Einschenken, können sich junge Mädchen, die an der Gesellschaft teilnehmen, nützlich machen, damit die Dame vom Hause nicht etwa den »dienstbaren Geist« der Gesellschaft ausmache.

In einer Teegesellschaft pflegt man den Tee im Gesellschaftszimmer zu bereiten, sonst aber ebenso wie den Kaffee zu präsentieren.

Es ist nicht unfein, in nördlichen Gegenden sogar Sitte, daß Herren anstatt Milch etwas Rum, Arrac oder Cognac zum Tee gießen, man wird also diese, wenn Herren anwesend sind, ebenfalls präsentieren, selbstverständlich nur in feinster Güte.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 120-121.
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