Reise.

[140] Befindet man sich fern vom heimatlichen Herd, so finden sich Menschen durchweg schneller zusammen, als es im gewöhnlichen Leben geschieht. Auf der Reise ist das streng Exclusive verschwunden. Die Insassen eines Abteils sind[140] alle gleiche Leidensgenossen; denn daß man es gerade kein Vergnügen nennen kann, sich stunden- und tagelang durchrütteln zu lassen, wird jeder wissen, welcher selbst Reisen gemacht hat.

Da ist es denn ein wahres Glück, eine gute Reisegesellschaft zu finden. Selbst die Benutzung einer höheren Eisenbahnklasse bietet nicht immer die Garantie dafür, in angenehmer Gesellschaft zu reisen.

Kann man sich im allgemeinen auf Reisen freier bewegen, so benehme man sich aber doch ruhig und höflich und unterwerfe sich willig denjenigen Anordnungen, welche die Bahnverwaltungen inbezug auf die Reisenden erlassen hat, damit man den Beamten ihre oft beschwerliche Tätigkeit nicht noch schwerer macht.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 140-141.
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