Taufe.

[159] Die Kindtaufe wird in den meisten Fällen und namentlich bei der Taufe des erstgeborenen Kindes als Freudenfest betrachtet und gefeiert. Jenachdem werden nur die nächsten Verwandten oder auch große Gesellschaft geladen. Zur Taufe muß das Kind einen oder mehrere Paten haben. In der Regel wird jemand aus der Familie dazu gebeten, oder es bietet sich jemand als Pate an. Der Bitte, Patenstelle zu übernehmen, kann man sich nicht gut entziehen, weil es als Ehre, die einem zu teil werden soll, angesehen wird. Hat man die Patenschaft angenommen, so macht man den Eltern des Kindes einen Besuch. Es ist üblich, bei diesem Besuch ein Geschenk mitzubringen. Armen Eltern kann man ein Geldgeschenk geben und sind hierbei der Großmut keine Schranken gesetzt. Während des Besuches beschäftige man sich mit dem Täufling, der einem gezeigt wird, und gebe sein Wohlgefallen an demselben zu erkennen, tue dies jedoch nicht in aufgezwungener oder übertriebener Weise. Wer eine Patenstelle angenommen, der erkundige sich auch nach dem kirchlichen wie sonstigen äußerlichen Gebräuchen; ob man zu Fuß oder per Wagen sich in die Kirche zur Taufe begibt, an wen man Trinkgelder zu geben hat.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 159-160.
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