Geburtstag.

[161] Es ist üblich, Geburtstage festlich zu begehen, und zwar nicht nur im engeren Familienkreise, sondern unter Zuziehung einer kleineren oder größeren Anzahl von Gästen. Will man nähere Bekannte hierzu mündlich oder schriftlich einladen, so darf die Veranlassung der Einladung nicht angegeben werden, weil man sich in den Verdacht bringt, ein Geschenk haben zu wollen. Hat man der Einladung Folge geleistet und erfährt dann von dem Geburtstage, so gratuliert man, aber ohne nach dem Alter der Person zu fragen. Ein Geschenk braucht man dann nicht zu geben, kann dies aber noch nachholen.

Verkehrt man in einem Hause, so erkundige man sich unbemerkt nach den Geburtstagen der Familienmitglieder. Man suche diskret zu erfahren, was sich jemand wünscht, um ihn mit dem Geschenk eine besondere Freude zu bereiten.

Empfängt man ein Geschenk, so enthülle man es sogleich, in Gegenwart des Gebers gebe man seiner Freude Ausdruck, zeige es anderen und spreche seinen Dank aus. Sollte es nicht nach Wunsch und Geschmack ausgefallen sein, so hüte man sich, seine Enttäuschung zu zeigen. Man bedenke, daß der Geschmack verschieden ist, und die Wahl des Geschenkes vielleicht viel Sorge bereitet hat.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 161.
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