Todesfall.

[162] Es ist Gebrauch, einen Todesfall, der in der Familie stattgefunden hat, in den gelesensten Tageszeitungen am Wohnort bekannt zu machen. Den Verwandten, Freunden, wie Bekannten wird die Anzeige gedruckt zugeschickt. Das Papier, auf dem die Anzeige steht, oft auch das Kuvert, welches sie umschließt, ist mit einem schwarzen Rande versehen. Die Stunde und der Versammlungsort des Leichenbegängnisses, werden in der Anzeige angegeben. Diese Zeitbestimmung ist einer indirekten Bitte, sich dem Leichenbegängnis anzuschließen, gleich zu achten. Die Höflichkeit erfordert vor allen Dingen, die erhaltene Anzeige durch ein Beileidschreiben zu beantworten. Schickt man einen Kranz, so heftet man seine Visitenkarte daran, damit es den Angehörigen nicht unbekannt bleibt, von wem der Beweis der Aufmerksamkeit[162] herrührt. Wer sich bei der Beerdigung ins Trauerhaus begibt, stelle sich pünktlich zu der angegebenen Zeit ein und begrüße die Angehörigen mit wenigen herzlichen Worten des Beileids und einem teilnehmenden Händedruck. Zur Beerdigung erscheine man in schwarzem Anzüge mit Zylinderhut. Durch Gehen hinter dem Sarge drückt man tiefe Ergebenheit gegen den Verstorbenen, durch Fahren im Wagen Beileid mit den Hinterbliebenen und Ehrfurcht für den Verblichenen aus.

Für den Wagen hat jeder, der dem Verblichenen folgen will, selbst zu sorgen. Den Zug hinter dem Sarge eröffnen die Verwandten. Während der ganzen Zeit, vom Trauerhause bis zur Beendigung der Trauerfeier ist eine ernste, gemessene Haltung zu bewahren.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 162-163.
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