Die Angehörigen.

[11] 1. Sprich nie verächtlich, geringschätzig oder auch nur gleichgültig von deinen Eltern, du würdest damit dich selbst und deine Sippe in den Augen anderer herabsetzen. Selbst der schlichteste Sohn, die ärmste Tochter in unserm Volk soll zum Ahnenstolz erzogen werden.

2. Dulde niemals, daß jemand ein abfälliges Wort über deine Eltern äußert. Verteidige ihren Ruf und ihre Ehre, wie du dich selbst verteidigen würdest.

3. Sei nicht mürrisch über kleine Dienste, die du im Hause verrichten mußt. Die Eltern müssen täglich unendlich viel mehr[11] für dich tun. Und wie sollte das Gemeinschaftsleben bestehen können, wenn nicht jeder zu seinem Teile mithelfen würde.

4. Schäme dich deiner Eltern nie, auch wenn du es zu Wohlstand und hohen Aemtern bringst. Sie sind es, denen du Körper und Geisteskraft, Verstand und Willen als Grundlagen jeglichen Aufstiegs verdankst. Wer schon den Eltern und Familienangehörigen gegenüber Standesdünkel aufkommen läßt, ist ein verächtlicher Volksgenosse.

5. Fordere nichts Unmögliches von den Eltern. Bedenke, wie schwer es ihnen wird, dir einen Wunsch abzuschlagen. Gar manchmal sind allzu nachgiebige Eltern durch ihre anspruchsvollen Kinder in Schulden und ins Unglück gestürzt. Könntest du das verantworten?

6. Hilf mit sparen und zusammenhalten, indem du deine Sachen schonst. Denn im Dritten Reiche kann es eine sparsame und ordentliche Familie im Laufe der Jahre zu etwas bringen.

7. Erspare deinen Eltern Angst und Sorge. Sei nicht leichtfertig. Begib dich durch sinnlose Motorradraserei und ähnliche Dinge nicht unnötig in Lebensgefahr. Sei stets pünktlich. Es ist nicht schlimm, wenn du einmal aufs Essen warten mußt: denke an die Frontkämpfer, die oft tagelang warten mußten, ehe die Essenträger nach vorn in die Schützengräben gelangen konnten.

Du aber darfst die Familie nicht ohne Grund auf dich warten lassen.

8. Sei den Eltern gegenüber nicht vorlaut und rechthaberisch. Die Zeiten, wo sich die Jugend das herausnehmen durfte, sind Gott sei Dank vorbei. Der Vater bestimmt; die Mutter bestimmt solange ihr als Jugendliche die Füße unter der Eltern Tisch stecken müßt.

9. Euern Großeltern gegenüber seid freundlich und hört auf sie, auch wenn euch manchmal ihre Ansichten veraltet erscheinen. Bedenkt immer: sie blicken auf ein langes Leben und auf reiche Erfahrungen zurück. Einmal werdet auch ihr, wenn Gottes Hand euch am Leben erhält, als Großeltern zu euren[12] Enkeln sprechen und wie würde euch zumute sein, wenn sie eurer spotteten. Das darf nicht sein. Das deutsche Volk ehrt seine Altvordern und hört auf den Rat der Alten.

10. In der Kinderstube ist Krieg. Jungvolk balgt sich wie kleine Hunde. Dabei wächst Kraft und Gewandtheit. Das ist der Zweck. Nie aber darf diese Kampflust in Gehässigkeit, Streitsucht, Niedertracht, Angeberei und Petzerei ausarten.

Betrüge deinen Bruder, deine Schwester nie, wie einst Jakob seinen Bruder Esau mit einem Linsengericht um den Erstgeburtssegen betrog. Maule nicht tagelang. Ein Manier ist ein Fauler. Laß deine Geschwister nicht im Stich, wenn sie in Bedrängnis sind. Dich ruft dein eigenes Blut um Hilfe. Denk an die Recken im Nibelungenlied, wo die Sippen treu in Not und Tod zusammenstanden.

11. Hausgehilfinnen, Dienstmädchen klagen oft über das anmaßende, freche Betragen der Kinder ihres Arbeitgebers.

Merk dir: Im Staate Adolf Hitlers herrscht der Gedanke der Volksgemeinschaft. Darum darfst du auf jemanden, der eure Wohnung sauber macht, euch die Wäsche besorgt, die Botengänge für euch tut, nicht verächtlich herabsehen oder ihnen gegenüber gar kränkende Worte gebrauchen.

Du hast höflich und freundlich zu eurem Personal zu sein. Und bilde dir nicht ein, daß du im Staate Adolf Hitlers mehr giltst, weil dein Vater ein reicher Mann ist. Nach dem Geldbeutel wird der Wert des Einzelnen im Dritten Reiche nicht gemessen, sondern nur danach, wie er seinen Platz auf den ihn das Schicksal gestellt hat, ausfüllt. Da ist manchmal ein armer Tagelöhner vollkommener als ein reicher Bankier.

12. Besuch kommt manchmal zu ungelegener Zeit. Du hast dich auf eine Dampferfahrt, einen Wandertag gefreut. Sie müssen verschoben werden. Du wünschst diesen Besuch drei Meilen hinter den Mond. Du möchtest heulen vor Wut. – Hier zeige einmal, daß du ein ganzer Kerl bist, der sich beherrschen kann. Wie könntest du auch so ungerecht sein, jemandem entgelten zu lassen, was er nicht verschuldet hat. Das Leben wird dir noch oft das harte Wort: »Entsage!« zurufen. Dies[13] ist eine Schule im Kleinen. Sei höflich und fröhlich. Laß dir nichts anmerken, besonders wenn Kinder dabei sind. Du wirst bestimmt doppelt und dreifach entschädigt werden. Das glaube mir.

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 11-14.
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