Das Segeln

Das Segeln

[37] ist ein ebenso alter, als beliebter Sport, auch bei demjenigen, der von der Ankunft des Segelns nichts versteht. In diesem Fall hat man sich einem Kundigen anzuvertrauen, während man im andern Fall meist ins Wasser fällt.

Hat man einen Erdonkel, so fordere man ihn nicht auf, im Interesse seiner Gesundheit eine Segelfahrt zu machen. Es könnte mißverstanden werden. Auch in die Schwiegermutter dringe man nicht mit derselben Aufforderung, weil dies noch mehr mißverstanden werden könnte.

Sind Damen im Segelboot und fragen sie, ob man sie bei einem Schiffsunglück mit Gefahr des[37] Lebens retten würde, so antworte man bejahend. Es ist noch keiner Dame eingefallen, eine Probe zu riskieren, auch dann nicht, wenn man verneinen würde.

Wird man zu einer Segelpartie eingeladen und merkt man, daß das Boot nicht seetüchtig, oder daß der Führer ein Wasserdilettant ist, so ziehe man sich bescheiden zurück und unternehme etwas, wobei man nicht ertrinken kann. Solcher Unternehmungen giebt es viele, z.B. Besuch einer Kunstausstellung, Tanzen, Pferdebahnfahren und Ansichtskartenkaufen. Denn das Wasser hat Balken, aber nur solche von untergegangenen Schiffen.

Die


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 37-38.
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