XV. Der italienische Krieg.
1848.

[307] Nirgends waren wohl die segensreichen Wirkungen eines mehr als dreißigjährigen Friedens so fühlbar, wie auf dem Gebiete der Kunst. Allein gegen das Jahr 1848 umdüsterte sich der politische Horizont, und schon einige Jahre vorher blickte jeder Denkende mit Besorgniß dem Ausbruche jener Bewegung entgegen, welche, von einer allgemeinen Begriffsverwirrung ausgehend, alles Bestehende umzustürzen drohte.

Ein solch' trüber Zustand wirkt doppelt nachtheilig auf den Künstler: er lähmt den bei seinen Arbeiten so wohlthätigen geistigen Aufschwung und bedroht seine Existenz. Auch ich fühlte das; übrigens ließ ich mich durch die vielen traurigen Ereignisse, die jeder Tag des unheilvollen Jahres brachte, nicht bei meinen Arbeiten beirren. Der Muth verläßt mich nicht leicht. Ich lebte in meinem Atelier, malte fleißig und fand, daß es mir so am ersten möglich wurde, das unglückliche Treiben um mich her zu vergessen.

Ein großer, vielleicht der größte Theil der Münchener Künstler hatte Pinsel und Palette, Griffel und Meißel weggelegt und die Waffen in die Hand genommen, um zur Aufrechthaltung der Ordnung beizutragen. Sie bildeten ein nicht unbeträchtliches Corps für sich. Es wurde fleißig exercirt und man hielt in den Gesellschaftslokalen der Künstler patriotische[307] Reden. Ich fand das recht schön, wenigstens war Zweck und Absicht gut, da ich aber selbst drei Söhne zu diesem Contingent stellte und in den Jahren vorgerückt war, so hielt ich mich für entschuldigt, daß ich mich nicht persönlich dabei betheiligte, und zog es vor, meine Palette fleißig zur Hand zu nehmen. Sie bewies sich auch jetzt als meine treueste Freundin, wie sie mich stets den Kummer leichter ertragen gelehrt und meine frohen Tage gewürzt hat.

Großen Antheil nahm ich an dem Unglücke der österreichischen Waffen in Italien und interessirte mich lebhaft für diese ebenso schöne als brave Armee. Oft genug war ich Zeuge ihrer Tapferkeit gewesen; es wollte mir gar nicht in den Kopf, daß sie jetzt von einem tollen Pöbel verhöhnt und aus Italien verdrängt werden sollte. Mit Begierde las ich alle Berichte aus Italien, ich ließ die Hoffnung nicht sinken, daß eine Wendung der Dinge eintreten werde. Als endlich eine Siegesnachricht nach der andern einlief, ließ es mir in München keine Ruhe mehr. Ich folgte der österreichischen Armee in Gedanken, sah ihre Bewegungen lebhaft vor mir, träumte davon und glaubte den Donner des Geschützes zu hören, so sehr war meine Phantasie in Aufregung.

Eines Morgens sagte ich beim Erwachen zu meiner Frau: »Höre, ich bin gesonnen, nach Italien zu gehen!« – »Es könnte nicht übel gethan sein,« war ihre Antwort. Wenige Tage darnach war ich reisefertig.

In Begleitung meines Sohnes Eugen reiste ich zu Anfang August von München ab nach Innsbruck. Hier bekamen wir einen Feldpater zur Gesellschaft, ein aufgeweckter Kopf, mit dem wir uns gut unterhielten; dieser hatte in der gefährlichen Lage der Dinge in Italien Reißaus genommen. Jetzt wollte er sich wieder einstellen, es war ihm aber nicht ganz wohl zu Muthe. Auch ein Italiener reiste mit uns, der ebenfalls davon gelaufen war und Haus und Hof, Frau und Kinder im Stiche gelassen hatte. Beide sahen überall Gespenster; ich hingegen, der alte Halbsoldat, behandelte alles mit großer Ruhe, und der Humor meines Sohnes richtete jene wieder auf.[308]

So kamen wir bei heiterm Wetter über Brixen und Botzen nach Welschtirol. Hier wurde die politische Atmosphäre etwas schwül. In Roveredo, wo wir Abends anlangten, war eine Revolution ausgebrochen, die unsere Reisegefährten in große Angst versetzte. Der Conducteur des Eilwagens, mit welchem wir fuhren, wollte die Reise nicht fortsetzen; unter den Postbeamten herrschte Meinungsverschiedenheit, endlich kamen wir nach langem Streiten doch weiter. Ohne besondere Störungen fuhren wir die Nacht durch und kamen Tags darauf nach Verona, wo wir uns von den Reisegenossen trennten.

Da ich beabsichtigte, alle wichtigen Punkte zu besuchen, wo man sich geschlagen, so ließ ich mir von dem Kommandanten einen Paß geben, durch den ich die Erlaubniß erhielt, überall ungehindert zeichnen zu dürfen. Noch denselben Abend machte ich davon Gebrauch. Ein bedeutender Transport piemontesischer Gefangener, 500 an der Zahl, war angekommen, die in Kleidung, Haltung und Physiognomie ungemein pittoresk aussahen. Sie wurden im Stadtstockhause untergebracht, wo sie in dem großen Hofraum campirten. Unverzüglich begab ich mich mit meinem Sohne dorthin, und wir machten recht interessante Studien. Auch unterhielt ich mich mit ihnen sehr gut und erfuhr manches über die vorgefallenen Gefechte. Unter den Gefangenen befanden sich viele Savoyarden. Da ich mich mit ihnen in italienischer und französischer Sprache verständigen konnte, wurden sie ganz treuherzig, besonders als ich ihnen erzählte, daß ich mit der Napoleonischen Armee den russischen Feldzug mitgemacht habe. Es lag ein eigener Typus in diesen Leuten, der sehr von dem der Oesterreicher abstach. Gerne hätte ich Tage lang dort gezeichnet, aber leider brach die Nacht zu frühe herein, und beinahe wäre ich in die unangenehme Lage gerathen, dort campiren zu müssen, denn inzwischen war der Wachtposten abgelöst worden, und der neue wollte uns nicht herauslassen. Mein Freipaß, den aber der Unteroffizier, welcher die Wache hatte, nicht recht respektiren wollte, half mir zuletzt durch. Es kam ihm gar zu verdächtig vor, daß sich jemand stundenlang freiwillig einsperren ließ.[309]

Am folgenden Tage begaben wir uns nach Santa Lucia, Peschiera, Castelnuovo. – Dort sah man überall die Spuren des Krieges, besonders in Castelnuovo, das beinahe ganz verwüstet und niedergebrannt war. Einen Tag noch trieb ich mich in Verona und Umgehung herum und begab mich dann nach dem inzwischen von den Oesterreichern besetzten Mailand. Mein Sohn aber, für den alles, was er um Verona sah, mehr Reiz der Neuheit bot, konnte sich nicht so schnell von dort trennen. Erst nach mehreren Tagen traf er mit interessanten Studien in Mailand ein.

An einem sehr schönen, aber heißen Morgen kam ich nach dieser Stadt. Es erregte in mir ein ganz eigenes Gefühl, als der Wagen durch die heitere Straße des Corso di porta orientale dahinrollte. Nach einer Abwesenheit von 33 Jahren betrat ich wieder diesen Ort, an den sich so viele, für mich bedeutungsvolle Erinnerungen knüpften.

Ich stieg im Hotel Reichmann ab, wo ich als alter Bekannter des Hauses freundlich aufgenommen wurde. Nach dem Frühstück durchwanderte ich trotz der lästigen Hitze die Stadt nach allen Richtungen, wobei unzählige Erinnerungen an frohe und trübe Tage in mir auftauchten. Wie ein Traumbild zog die Vergangenheit an mir vorüber. So lief ich herum, bis Hunger und Ermüdung mich mahnten, mein Hotel aufzusuchen.

Die Tafel war in diesem sonst sehr besuchten Gasthofe nicht besonders besetzt. Man hatte es dort während der Revolution mit beiden Parteien verdorben. Die Herrin des Hauses, eine Frau voll Verstand, war unter allen Verhältnissen gut österreichisch gesinnt, die Söhne hingegen hatten sich während der Revolution sehr compromittirt und viel ungeschicktes Zeug gemacht. Bei Tische hatte ich einen freundlichen, gebildeten, Offizier, einen Husaren-Major des Regimentes Radetzky, zum Nachbarn; als er zufällig meinen Namen hörte, bezeugte er große Freude über meine persönliche Bekanntschaft und frug im Laufe des Gespräches, was mich denn in dieser bewegten Zeit nach Mailand führe. »Der lebhafte Antheil,« antwortete ich, »den ich an dem glorreichen Erfolge der österreichischen[310] Waffen nehme und der Wunsch, den Feldmarschall Radetzky kennen zu lernen.« – »Sind Sie dem Feldmarschall schon vorgestellt?« fragte er weiter. »Ich bin erst seit wenigen Stunden hier und wünsche dazu bald Gelegenheit zu finden.« – »Die Gelegenheit liegt sehr nahe,« erwiderte Graf Ingelheim (so hieß der Major); »gleich nach Tisch wird mein Wagen vorfahren, und ist es Ihnen genehm, so führe ich Sie nach der Villa reale und stelle Sie dem Feldmarschall vor. Um diese Stunde nach Tische sieht er gerne Leute um sich. Ihr Name ist bei uns kein fremder. Sie dürfen eine freundliche Aufnahme erwarten.« Daß mir dieses Anerbieten sehr willkommen war, ist denkbar. Bald fuhr ein eleganter Wagen mit zwei schönen Racepferden vor. Wir saßen ein und die leichtfüßigen Thiere brachten uns schnell nach der schönen Villa reale. In der Umgebung dieser Villa sah es sehr kriegerisch aus: Unter den üppigen Bäumen des Giardino publico bivouakirte eine große Anzahl von Fuhrwesen mit ihren Pferden, Wagen und Gepäck, rechts davon Cavallerie. Vor dem großen, eisernen Gitter, das den Hof des Palastes abschloß, lag eine Compagnie der schönen, ungarischen Grenadiere, lauter Riesengestalten; sie hatten sich's dort bequem gemacht und ihr Bivouak aufgeschlagen. Wohin das Auge sah, erblickte es malerische Gruppen, genügend, um Tage lang dort zeichnen zu können. Durch den Hof führte der Weg in das Erdgeschoß, direkt in den Speisesaal und durch einen andern größern Saal auf die Terrasse, wo sich der greise Held unter einer großen Anzahl von Koryphäen aus jener Heldenzeit nach Tische in gemüthlicher Unterhaltung von der Last des Tages ausruhte. Lieblicher Duft wehte dem Eintretenden entgegen aus dem schönen Garten der Villa, und man konnte für Augenblicke hier vergessen, daß man sich mitten im Kriege befand und daß die halbgedämpfte Revolution noch immer ihre Zähne fletschte und knirschte und im Finstern brütete.

Als wir auf die Terrasse heraustraten, wandte sich Graf Ingelheim etwas nach rechts. Dort saß ein kleiner Herr mit einem röthlich-blonden Perrückchen und Vertrauen einflößender[311] Miene zwischen zwei Generälen auf einer Gartenbank. Diesem näherte er sich ehrerbietig; es war der Feldmarschall.1

Ich war in einiger Entfernung zurückgeblieben, sobald aber Ingelheim mich gemeldet hatte, stand Radetzky aus, kam auf mich zu und rief, indem er mir treuherzig beide Hände entgegenstreckte: »Seien Sie uns herzlich willkommen hier im Hauptquartier!« In dem freundlichsten Tone sprach er geraume Zeit mit mir und erkundigte sich nach den Zuständen in Bayern. Dann wandte er sich an den Feldmarschall-Lieutenant Heß: »Sorgen Sie dafür, daß dem Herrn Adam ein wohl unterrichteter Offizier beigegeben wird, der ihn an alle wichtigen Punkte begleitet; auch müssen wir darauf bedacht sein, daß dem Herrn Adam keine Kosten durch die Reise bereitet werden.« Dann stellte er mich noch einigen der bedeutendsten Generäle vor, darunter Wallmoden und Schwarzenberg. Die übrigen kamen nach solchem Empfange selbst, mich anzureden. Verwundert blickte ich um mich her, so plötzlich in den Kreis der hervorragendsten Persönlichkeiten jener Zeit mich versetzt zu sehen. Der alte General Graf Wallmoden, d'Aspre, zwei Fürsten Lichtenstein, drei Schwarzenberg, Schönhals und eine Menge Generäle und Obristen, darunter der kühne tapfere Obrist des Regimentes Prohaska, Baron von Reischach, nebst einer großen Anzahl von Adjutanten und Offizieren aller Grade war auf jener Terrasse in traulicher Unterhaltung versammelt: ein wahrer Heldenkreis. Erstaunt war ich über den cordialen, zwanglosen Ton, der dort herrschte. Man merkte deutlich, daß man sich in einem Kreise befand, in dem nur das wahre Verdienst galt und der Werth des Mannes nach seinen Thaten gewogen wurde. Radetzky aber hieß die Seele des Ganzen. Nicht blos durch sein militärisches Talent wirkte[312] er die Wunder, welche Europa in Erstaunen setzten; sein richtiges Gefühl, sein treffliches Herz voll Menschenliebe war es, das einen Zauber über alles verbreitete, was ihn umgab und das ein so festes Band um alle schlang, die unter seinen Befehlen standen. Wer das nicht gesehen und keinen tiefern Blick in das Hauptquartier Radetzky's gemacht, dem wird es immer schwer bleiben, sich eine klare Vorstellung von dem Geiste der Einheit zu bilden, der hier herrschte.

Mit vielen Anwesenden wurde ich noch an diesem ersten Tage bekannt; ich wurde sichtlich ausgezeichnet und konnte aus allem schließen, daß ich ein willkommener Gast sei.

Als ich bemerkte, daß der Kreis sich zu lichten anfing, näherte ich mich noch einmal dem Feldmarschall, um mich zu verabschieden und ihm für die liebreiche Aufnahme zu danken. Er sagte: »Sie sind hier kein Fremder, ich kenne Sie schon lange aus Ihren Werken und freue mich recht, daß Sie mir das Vergnügen verschafft haben, Sie persönlich kennen zu lernen; ich muß Sie nun noch mit unserer Hausordnung bekannt machen: um halb 7 Uhr wird gefrühstückt, um 4 Uhr zu Mittag gegessen. Je öfter Sie kommen, desto angenehmer wird es für mich sein.«

Nachdem ich mich verabschiedet hatte, lud mich der Obrist Baron von Reischach ein, mit ihm zu fahren, um mich mit einem interessanten Offiziere, dem Rittmeister Grafen von Mensdorf bekannt zu machen. An diesem lernte ich einen geistvollen Mann kennen, der viel Talent für die Kunst zeigte und geniale Compositionen aus dem neuesten Kriegsleben gemacht hatte. Besonderen Geschmack hatte er jedoch für Karikaturen, die gewöhnlich sehr treffend waren. Er würde, wenn er eine ernstere Richtung verfolgt hätte, Tüchtiges geleistet haben; aber in Oesterreich ist der Witz voran beliebt, und dabei verliert man nur zu leicht das Ernste aus den Augen. Leider war Mensdorf damals fieberkrank und reiste bald darauf von Mailand ab.

So kam der späte Abend heran, und ich gelangte gar nicht recht zur Besinnung über all das, was in so kurzer Zeit[313] um mich her vorgegangen. Wie ein Trunkener kehrte ich in meinen Gasthof zurück.

Der Empfang im Hauptquartier hatte alle meine kühnsten Erwartungen weit übertroffen, das Glück kam mir in allem entgegen und gab mir reichsten Ersatz für einige muthvoll durchgekämpfte, trübe Jahre. Erst als ich zu Hause etwas zur Ruhe gelangte, konnte ich über die Erlebnisse des Tages nachdenken. In derselben Villa, in der Prinz Eugen mir in meinen Jugendjahren Beweise seiner Gunst gegeben, wo ich ihm die ersten größern Werke meiner Hand vorstellen durfte, wo 1814 der Feldmarschall Bellegarde mich ausgezeichnet und unter den Helden jener Zeit wie ein gefeierter Künstler mich geehrt hat, wurde mir 34 Jahre später ein solcher Empfang zu Theil. Welche Erinnerungen mußte das in mir hervorrufen!

Hätte ich mich nicht nach zwei beschwerlichen Nachtreisen und diesem unruhigen Tage so ermüdet gefühlt, würde ich kaum viel geschlafen haben. So erwachte ich am nächsten Morgen frühzeitig nach einem erquickenden Schlafe recht heiter.

Ich saß eben recht behaglich bei einer guten Tasse Kaffee, als ein Gensdarm mir folgendes Schreiben überbrachte: »E.W.! Seine Excellenz, der Herr Feldmarschall hat mich beauftragt, Sie zu erinnern, daß um 4 Uhr gespeist wird, und zu sagen, daß es ihn freuen würde, wenn Sie, solange Ihr Aufenthalt in Mailand dauert, sein Gast sein wollten. Hochachtungsvollst etc. Eberhardt, Major.« Den Empfang des Schreibens mußte ich quittiren. Ich machte von der Einladung Gebrauch und saß bei Tische Radetzky gegenüber zwischen zwei Generälen.

War ich den Abend vorher verwundert über den cordialen Ton in der Versammlung, die ich auf der Terrasse traf, so war ich es jetzt noch mehr über die zwanglose Heiterkeit, die bei Tische herrschte. Es waren fast immer vierzig und auch noch mehr Gäste anwesend. Witz und heitere Einfälle, an denen Radetzky selbst Antheil nahm, wechselten mit ernster Unterhaltung und der gute, alte Herr saß fröhlich unter seinen Gästen und ließ sich sein Mittagsmahl trefflich schmecken.[314]

Uebrigens lebte er sehr einfach: des Morgens trank er Thee, während den Gästen Kaffee servirt wurde. Abends nahm er blos Suppe. Nach Tische begab man sich gewöhnlich auf die Terrasse im Garten, wo die Conversarion 1–2 Stunden dauerte und die treffliche Musikbande des Regimentes Prohaska spielte. Ein Theil der Gäste erging sich auch nach Belieben in dem schönen Garten. Die verschiedenen Uniformen derselben boten zwischen dem dunklen Grün der Bäume einen hübschen Anblick.

Nach der Tafel sagte mir der Obrist Baron Reischach, daß der General Graf Clam-Gallas meine Bekanntschaft zu machen wünsche und ihn ersucht habe, mich am nächsten Morgen zu ihm zu bringen. Dort wurde mir eine neue Freude zu Theil. Graf Clam-Gallas drückte den Wunsch aus, sein Portrait zu Pferde mit irgend einer Episode aus der Schlacht von Custozza (Valleggio) von mir gemalt zu haben, ein Auftrag, den ich um so lieber übernahm, als der Stoff ein sehr dankbarer war.

Clam-Gallas, von äußerst vortheilhafter Erscheinung, galt als einer der schönsten Männer und besten Reiter in der Armee, groß, wohlgestaltet, mit einem charaktervollen Kopf. Sein Stall war mit acht edlen Pferden besetzt, aus denen ich das für mein Bild geeignetste wählen konnte. Ich wurde im Hause des Generals einlogirt, sehr liebreich empfangen und mit großer Auszeichnung behandelt; dort fand ich auch ein passendes Lokal zum Malen. Ungesäumt besorgte ich das Nöthige, um das Bild zu beginnen.

Graf Clam bewohnte ein sehr geräumiges Haus, die Casa Greppi, in welcher der Sardenkönig Karl Albert mehrere schmachvolle Stunden zugebracht hatte, als er, der geschlagene Feldherr, auf dem Rückzug in Mailand verweilte. In meinem Zimmer steckten in den Fensterrahmen und im Plafond noch ungefähr ein Dutzend Kugeln, welche die Mailänder auf ihn abgefeuert hatten, zum Danke für die Bemühungen, die er sich ihretwegen gegeben hatte.

Meine Stellung wurde mit jedem Tage angenehmer. Alles war bemüht, mir Beweise von Aufmerksamkeit zu geben. Clam[315] führte, als einer der reichsten böhmischen Cavaliere, ein großes Haus. Er war ein durchaus ritterlicher Charakter und hatte sich in diesem Kriege sehr ausgezeichnet und das Theresienkreuz erhalten, weßhalb er große Achtung genoß. Dabei liebte er auch sehr die Kunst. Ich fand es darum sehr erwünscht, in Mailand einen solchen Mäcenas gefunden zu haben.

Von nun an war ich in Mailand doppelt angenehm gestellt, sowohl durch das liebreiche Entgegenkommen bei dem Feldmarschall, wie auch durch den so sehr geachteten Grafen Clam.

Meine beabsichtigte Reise auf die Schlachtfelder wurde nun freilich durch diese Arbeit, sowie durch ein Portrait zu Pferd, welches ich von dem Feldmarschall malte, um mehrere Wochen verzögert. Radetzky saß mir zu seinem Bilde eine ganze Stunde zu Pferd und gab mir ein paar Sitzungen im Zimmer, was mich in den Stand setzte, ein recht ähnliches Portrait von ihm zu machen.

Ich kann nicht umhin, eine Scene zu erwähnen, welche mir damals begegnete und bezeichnend ist für die Stimmung, welche in der österreichischen Armee herrschte. Als ich mit dem Bilde des Feldmarschalls so weit war, daß ich von Reiter und Pferd keine Sitzung mehr nöthig hatte, wünschte ich es in das Palais Greppi zu bringen. Da es aber noch nicht trocken genug war, hegte ich Besorgnisse wegen des Transportes. Man ließ mir darum den Wagen des Marschalls einspannen und brachte mich in ihm sammt dem Bilde nach dem Hause. Clam hatte ein Piquet Kroaten damals als Wachtposten bei sich; etwa acht Mann desselben standen vor dem Hause, und neugierig, wie es ihre Art ist, streckten sie schon von Ferne, als sie den Wagen sahen, ihre langen Hälse. Als ich ausstieg, riefen sie laut: »Ah, dos is jao unser aolter Heer!« und wollten mir das Bild abnehmen; aber ein paar Artilleristen machten sich mit dem Ellenbogen Platz durch den Haufen, nahmen das Bild und trugen es hoch in der Luft, damit es ja nicht beschädigt werde, wie ein Heiligenbild, zwei Treppen hoch hinauf in mein Zimmer. Der ganze Schwarm Kroaten[316] lief hinter ihnen her; erst vor meiner Thüre, nachdem ich das Bild in Empfang genommen, machten sie Halt.

Meine Stellung ließ mir nichts zu wünschen übrig: ich war überall der Gefeierte und alles bemühte sich, mir Aufmerksamkeit zu beweisen; selbst gute Pferde zum Reiten standen mir zu Gebote, was mir sehr großes Vergnügen bereitete. Sehr oft ritt ich mit, wenn Radetzky mit großem Gefolge auszog, um Truppen zu begrüßen und zu mustern, was er jedesmal that, so oft neue in Mailand an- oder durchkamen.

Sobald ich die beiden begonnenen Bilder so weit gebracht hatte, daß ich sie überall vollenden konnte, wo es mir beliebte, schickte ich mich an zur Reise auf die Schlachtfelder. Das Bild für Graf Clam hatte mir viele Arbeit gekostet, da außer andern Episoden noch fünf Reiterportraits auf demselben sich befinden. Mein Sohn machte, während ich diese Arbeiten in Händen hatte, viele Studien, die mir später bei Ausführung größerer Werke sehr gute Dienste leisteten.

In Begleitung eines Hauptmanns vom Generalstabe und meines Sohnes Eugen machte ich mich zu Anfang September auf den Weg. Unser erster Halt auf dem Kriegsschauplatze war bei Volta, diesem sowohl durch seine schöne Lage, als auch durch die dort vorgefallenen Gefechte höchst interessanten Ort. Von da gingen wir nach dem ebenso schön gelegenen Valleggio. Beide Orte liegen in einem fruchtbaren Hügellande, das vom Mincio durchschlängelt ist. Wir durchwanderten es an einem schönen Abende und wunderten uns nicht wenig, daß alle Spuren des Krieges verschwunden waren. Singend durchzog Arm in Arm eine lange Reihe schöner Landmädchen das üppige Thal. Hell wiederhallten die vollen Töne ihrer Kehlen an der Mauer eines alten Schlosses, das sich auf einem Hügel über Valleggio erhebt. Alles, was wir hier sahen, erregte in uns ganz eigene Eindrücke: wir waren gekommen die Spuren des Krieges zu suchen, und es hatte das Aussehen, als ob dort ewiger Friede herrschte, denn auch die Einwohner sahen fröhlich aus und begegneten uns sehr freundlich.

Am folgenden Morgen brachen wir nach Custozza auf.[317] Hier waren wir nicht glücklich in der Wahl der Situation, die wir zeichneten. Unser Begleiter, obwohl er der Schlacht beigewohnt, war entweder nicht genügend von dem ganzen Verlauf derselben unterrichtet, oder zu bequem, das große und sehr unebene Terrain mit uns zu durchwandern. Er führte uns nach Custozza, aber hier hatte die Schlacht ihr Ende gefunden. Dieser Punkt bot darum zu wenig Stoff, um ein anschauliches Bild von dieser bedeutenden Schlacht geben zu können. Wir machten eine saubere Zeichnung von Custozza und verloren unsere Zeit. Erst zwei Jahre später, als ich von König Ludwig den Auftrag erhielt, ein größeres Bild dieser Schlacht zu malen, gelang es mir, eine genaue Kenntniß des Terrains und des Herganges der Schlacht zu bekommen. Ich ging damals von München aus nochmals dorthin. General Salis und ein tüchtiger Generalstabsoffizier waren so gefällig, mich auf das Schlachtfeld zu begleiten und mich auf alle wichtigen Punkte aufmerksam zu machen. Das Terrain, auf welchem dieser blutige, zwei Tage lang dauernde Kampf vor sich ging, bietet außerordentlich schöne Stoffe für Bilder; man könnte recht gut ein halbes Dutzend interessanter Darstellungen davon machen. Es ist ein Hügelland, durchbrochen von Thälern und Schluchten, und hat südlich schön geformte Gebirge zum Hintergrunde. Die Schlacht von Custozza, obwohl sie ein großes Ganzes bildet, theilte sich in viele einzelne Gefechte, die unzählige Beweise der Tapferkeit und Ausdauer der österreichischen Truppen boten. Alles, was ich darüber hörte, setzte mich in Begeisterung.

Von Custozza gingen wir nach Sommacampagna, das sich auf einer üppig bewachsenen Anhöhe erhebt, die sich bis gegen den Gardasee mehrere Stunden weit hinzieht. Auch dieser Ort bietet sehr guten Stoff zu bildlichen Darstellungen. Er ist an dem Hügel hinaufgebaut und endet oben mit einer ansehnlichen Kirche, die einen hohen Thurm hat und von einer Cypressengruppe umgeben ist, wodurch sich dieser Punkt in weiter Ferne bemerkbar macht. Hier wurde heftig gekämpft, da die Anhöhen Schritt für Schritt mit Sturm genommen werden mußten. Die Piemontesen leisteten hartnäckigen Widerstand.[318]

Von da gingen wir nach Verona und am folgenden Morgen auf das Schlachtfeld von Santa Lucia, ein Ort, der besonders merkwürdig dadurch geworden ist, weil hier durch die außerordentliche Tapferkeit der österreichischen Truppen und ihrer Anführer dem Vordringen der Piemontesen Grenzen gesetzt wurden. Hier endete die kurze Heldenlaufbahn Karl Alberts; er hatte sich keines Sieges mehr über den österreichischen Doppeladler zu rühmen.

Hierauf besuchten wir Vicenza. Diese schöne Stadt mit ihren interessanten Gebäuden und Palästen liegt in einer der reizendsten Gegenden der Lombardei am Fuße des Monte Berico. Das anmuthige Thal, in dem sich die Stadt ausdehnt, macht durch seine üppige Vegetation einen so freundlichen Eindruck, daß man Mühe hat, sich eine Schlacht dort recht zu vergegenwärtigen. Es ist immer schwer, da, wo die Landschaft so sehr dominirt, ein ansprechendes Schlachtgemälde zu machen, weil sich die Figuren in der Vegetation zu sehr verlieren und klein und armselig aussehen. Solche Bilder erregen immer mehr den Eindruck einer staffirten Landschaft, als den eines tragisch-historischen Bildes, was doch ein Schlachtgemälde sein soll.

Von dem herrlichsten Wetter begünstigt stiegen wir tagelang bergauf, bergab. Alles was ich sah und von der hier vorgefallenen Schlacht in Erfahrung brachte, interessirte mich im höchsten Grade, aber ich konnte keinen Punkt finden, von dem aus sich ein Bild der ganzen Schlacht darstellen ließ, wenn ich nicht wenigstens eine Leinwand von 40–50 Fuß dazu nahm. Dagegen bieten die Höhen des Monte Berico ungemein schönen Stoff zu Darstellungen einzelner Gefechte. Es wurde dort mit Heldenmuth eine Höhe nach der andern erstürmt. Unter so vielen Braven, die in diesen Kämpfen fielen, war auch der tapfere Oberst Kobalt.

In Vicenza verweilten wir am längsten auf unserer Tour; es gefiel mir ungemein daselbst und ich trennte mich hart davon. Wir hatten die Absicht, unsere Reise noch weiter auszudehnen, allein die aus Oesterreich kommenden Berichte lauteten[319] immer bedenklicher. In Wien tobte die Revolution in ihrer größten Rohheit. Unser Begleiter wurde dadurch sehr beunruhigt und trachtete bald nach Mailand zurückzukehren. So beschlossen wir, die Rückreise ohne weitern Aufenthalt anzutreten. Uebrigens hatten wir so viel Material zu Bildern gesammelt und so viele Einsicht in die Ereignisse des Feldzuges bekommen, daß wir mit dem Erfolg unserer kurzen Rundreise zufrieden sein konnten. Ein Jahr später wohnten zwei meiner Söhne, Franz und Eugen, unter dem besonderen Schutze des Feldmarschall-Lieutenant Haynau der Belagerung von Malghera bei und sammelten daselbst höchst interessante Motive. Dadurch waren sie in den Stand gesetzt, das lithographirte Werk über die italienischen Feldzüge von 1848 und 1849 erscheinen zu lassen.2

Während unserer Abwesenheit verschlimmerte sich die Stimmung in Mailand wieder bedeutend. Die Ereignisse in Wien erhitzten die Köpfe der Italiener abermals. Die Großmuth, die Radetzky, nachdem er als Sieger in Mailand eingezogen war, in seinem Edelmuthe ihnen angedeihen ließ, fand keine Anerkennung. Der Italiener kennt keine Großmuth und verlacht den, der sie übt. Der böse Geist, der überall herrschte und im Finstern arbeitete, nahm täglich mehr überhand, so daß man sich österreichischerseits mit dem Gedanken an den Ausbruch einer neuen Revolution vertraut machte und viele Vorsichtsmaßregeln deßhalb traf.

Ein solcher Zustand erzeugt stets unbehagliche Stimmung; ich ließ mich aber dadurch nicht beirren und verweilte noch über einen Monat in Mailand. In dieser Zeit vollendete ich[320] das Portrait des Grafen Clam-Gallas, zeichnete in Aquarell eine Menge ähnlicher Portraits der hervorragendsten Persönlichkeiten aus Radetzky's Umgebung und machte verschiedene Studien, die mir zur Ausführung von Bildern dienlich sein konnten. Die Mittel, welche mir hier für meine Zwecke zu Gebote standen, nach Kräften zu benützen, machte ich mir zur besondern Aufgabe.

Der Feldmarschall, dessen täglicher Gast ich noch immer war, erwies mir stets große Auszeichnung und beglückte mich mit seinem besondern Wohlwollen. Er sprach oft und in vertraulicher Weise mit mir; häufig begegneten wir uns in unsern Ansichten. Auch mit Feldmarschall-Lieutenant von Schönhals verkehrte ich viel, der Umgang mit diesem geistreichen Mann war mir von großem Werth; durch ihn und den Feldmarschall-Lieutenant von Heß wurde noch vieles ergänzt, was mir über die Ereignisse dieses denkwürdigen Jahres wissenswerth war. Ich hatte mich wieder ganz in den Krieg hineingelebt und fand ein eigenes Wohlbehagen in diesem Kreise. Mit schwerem Herzen nur konnte ich mich von ihm losreißen. Radetzky übte einen wahren Zauber aus auf alles was ihn umgab. Und alles war hier edel und groß.

Den Winter über in Mailand zu bleiben, schien mir nicht geeignet, die Tage wurden immer kürzer, das Wetter trübe und unfreundlich, ich schickte mich daher Mitte November zur Heimreise an, hoffte aber mit der Frühlingssonne wieder dort zu sein. Jedoch gelang es mir erst im folgenden Spätsommer, dieses Vorhaben auszuführen.

Der Feldmarschall bezeigte mir beim Abschiede solche Herzlichkeit, daß jene Stunde mir denkwürdig bleibt, so lange mein Herz noch schlägt; er hatte Thränen im Auge, als ich von ihm schied. Sein Portrait nahm ich mit, um es in München zu vollenden.

Feldmarschall Radetzky hatte durch seine Thaten in Italien die Augen von ganz Europa auf sich gezogen und wurde ein Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Es war daher natürlich,[321] daß ein getreues Bild desselben in seiner ganzen Gestalt und Erscheinung sammt seinem Pferde in München Aufsehen erregte; ich erhielt eine Menge Besuche von hohen Persönlichkeiten. Alles wollte diesen Wundermann, der in seinem 82. Jahre solche Thaten gethan, wenigstens in einem Bilde sehen, das in jener Zeit nach dem Leben gemalt war und an dessen getreue Auffassung man glauben konnte. Schon war demselben durch bayerische Offiziere, welche nach Mailand kamen, ein Ruf vorangegangen, ehe ich mit dem Bilde selbst eintraf. Unter diesen Besuchern befand sich voran der große deutsche Mann, König Ludwig, der, nachdem er lange Jahre her wenig Notiz von meinem Kunsttreiben genommen hatte, nun seine Aufmerksamkeit auf mich richtete. Es mußte diesem so ganz und gar deutsch gesinnten Fürsten widerliche Eindrücke erregt haben, daß ich fast 30 Jahre hindurch damit beschäftigt war, die Siege der Franzosen durch meine Bilder der Nachwelt zu überliefern; allein dies geschah nicht aus Mangel an guter deutscher Gesinnung, ich hatte mir in der glorreichen Zeit der Franzosen ein echt deutsches Herz bewahrt, aber ich besaß nun einmal eine große Anzahl der interessantesten Motive aus dem Kriegsleben der Franzosen. Die Ausführung derselben wurde vorzugsweise von mir begehrt, und es ist sehr begreiflich, daß ich lieber das Selbsterlebte darstellte, als jeden andern Gegenstand. Ohnehin gelang es mir nicht, Alles auszunützen, was der Ausführung werth gewesen wäre, und Vieles wird nach meinem Tode noch unverwendet bleiben.

Es schmerzte mich immer im Stillen, daß in Oesterreich gar nichts geschah, Züge der Tapferkeit der österreichischen Truppen zu verherrlichen. Ein einziges Bild aus dem Feldzug von 1813 bekam ich im Auftrag des Fürsten Windischgrätz zu malen.

Um so begieriger ergriff ich deßhalb die Ereignisse des Jahres 1848 in Italien. Nicht Speculation, sondern Begeisterung für die deutsche Sache trieb mich dorthin; es war mir als hätte ich eine alte Schuld abzutragen. Nach meiner Rückkehr aus Italien hatte ich oft Gelegenheit zu bemerken, daß[322] mir dieser Schritt als eine Art Demonstration für die gute Sache angerechnet wurde, besonders bemerkte ich dies am König Ludwig. Von nun an richtete er seine Aufmerksamkeit auf meine Werke und beglückte mich mit seiner besonderen Gunst, von der er mir bis zum heutigen Tage unzählige Beweise gegeben. Auch erhielt ich einige Monate nach meiner Rückkehr ganz unerwartet den bayerischen Orden vom hl. Michael, dem wie gewöhnlich bald noch andere Auszeichnungen folgten.[323]

1

Joseph Graf Radetzky, kais. österreichischer Feldmarschall, geb. 2. November 1766 zu Trebnitz in Böhmen, gest. 5. Januar 1858 zu Mailand. Vgl. Wurzbach, Lexikon 1872, XXIV. 177 ff. In diesem bewunderungswürdig gearbeiteten Werke finden sich auch die Biographien der nachfolgend von Adam genannten höheren Offiziere, worauf wir hier der Kürze wegen verweisen.

2

Erinnerungen aus dem Feldzuge der k.k. österreichischen Armee in Italien 1848–1849. In Handzeichnungen nach der Natur, lithographirt und herausgegeben von den Brüdern Adam. Mit Text von Fr. Hackländer. 24 Blatt. Fol. Gedruckt in der lithographischen Anstalt von Jul. Adam, Verlag der lithographisch-artistischen Anstalt von Cotta. (Größtentheils nach Originalzeichnungen und Aquarellbildern von Eugen Adam mit Franz Adam ausgeführt. (Vgl. Eggers, Deutsches Kunstblatt 1850, S. 183 ff.)

Quelle:
Adam, Albrecht: Aus dem Leben eines Schlachtenmalers. Stuttgart 1886, S. 307-324.
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