XVI. Neues Schaffen.

[324] Meine erste Arbeit in München war nach meiner Heimkehr die Ausführung des Portraits von Radetzky. Ich suchte ein Ganzes daraus zu machen und umgab ihn in meinem Bilde mit einer Anzahl seiner Getreuen.1 General Falkenheim, der das Bild in München gesehen, hatte dem jungen Kaiser Franz Joseph davon gesprochen. Bald darauf erhielt ich Briefe aus Olmütz mit der Anfrage, ob ich nicht gesonnen wäre, es dem Kaiser käuflich zu überlassen. Ich antwortete, daß ich dieses Bild mehr als Skizze und in einem Maßstabe begonnen hätte, bei dem es mir schwer fallen dürfte, dem Bilde jenen von mir gewünschten Kunstwerth zu geben. Ich würde es darum vorziehen, es frisch zu beginnen und mit irgend einem Moment aus den kriegerischen Ereignissen in Italien zu verbinden. Auf diesen Vorschlag ging der Kaiser ein und unverzüglich machte ich mich an das Werk. Ich wählte dazu die Erstürmung der Höhen des Monte Berico bei Madonna del Monte in der Schlacht bei Vicenza. Im März 1849 brachte ich es zur Vollendung und reiste selbst damit nach Olmütz, um es dem Kaiser persönlich zu überreichen. Von da an eröffnete sich mir eine neue, höchst erfreuliche Laufbahn meines Künstlerlebens als Schlachtenmaler.[324]

Ich fand in Olmütz eine ungemein liebreiche Aufnahme. Der junge Kaiser äußerte große Freude über das Bild und zeichnete mich bei jeder Gelegenheit sichtbar aus. Ich erhielt den Auftrag, ein Reiterportrait von ihm zu malen, was ich um so freudiger unternahm, als dieser junge Herr eine sehr schöne Erscheinung zu Pferde war, ein Bild der Jugendfrische und des Muthes, dazu ein vortrefflicher Reiter.

Einige Monate verlebte ich so in den angenehmsten Verhältnissen in Olmütz. Je näher ich den Kaiser kennen lernte, desto mehr fühlte ich mich zu ihm angezogen. Aber stets mischte sich auch eine Art wehmüthiges Gefühl ein, wenn ich ihn in seiner jugendlichen Unbefangenheit betrachtete und daran dachte, welchen Kämpfen und Prüfungen er entgegengehe und wie schwer es ihm bei seinem edlen Herzen und zarten Gefühle werde, die Aufgaben zu lösen, die ihn erwarteten.

Während meines Aufenthaltes in Olmütz kam durch einen Courier die Nachricht von dem Siege bei Novara. Ich speiste gerade an diesem Tage an der kaiserlichen Tafel. Gleich nach derselben machte mir der Kaiser die Mittheilung, er wünsche ein Bild dieser Schlacht von mir zu haben.

Das Portrait des Kaisers trachtete ich nun baldmöglichst zu vollenden, es zog mich unwiderstehlich nach Italien. Sobald ich mit ihm fertig war, eilte ich nach München, wo noch einige Arbeiten meiner warteten.

Große Ereignisse regen immer zur Begeisterung an; als ein solches betrachtete ich die Schlacht bei Novara. Nach vielen Drangsalen und Wirren, die ein Jahr früher Recht und Gesetz und alles, was dem Menschen heilig ist, zu untergraben drohten, hatte das Schwert wieder den Boden des Rechtes bezeichnet und dem Gesetze seine Kraft zurückgegeben. Ich brannte darum vor Eifer, das Bild dieser Schlacht beginnen zu können, allein erst im Juli gelang es mir in München loszukommen.

Die Reise machte ich über Wien, wo ich noch einige Instruktionen einzuholen hatte; auch in Triest mußte ich noch verweilen, um einen Enkel in Sr. Majestät Marine einreihen zu lassen, und kam daher erst im August nach Mailand.[325]

Meine Absicht war Anfangs mich bloß in den Besitz von Studien dieser Schlacht zu setzen. Mein braver Sohn Eugen hatte mir auch hier bedeutend vorgearbeitet: er war selbst während der ganzen Schlacht anwesend, hatte das Terrain von mehreren Seiten gezeichnet und eine Menge höchst interessanter Studien gemacht – Studien, die man nur im Kriege sich sammelt und die Niemand zu erfinden vermag. Der Soldat ist im Kriege ein ganz anderer als im Frieden, der vielen wunderlichen Zufälligkeiten nicht zu erwähnen, welche in einer Schlacht vorkommen.

Einen besonderen Vortheil bot es mir ferner, daß in Mailand noch viele bedeutende Persönlichkeiten anwesend waren, die der Schlacht bei Novara beigewohnt. Dieser Umstand bestimmte mich, mein Bild nicht, wie ich im Sinne hatte, in München zu malen, sondern es unverzüglich in Mailand zu beginnen, um die Portraits, die ich darauf anzubringen gedachte, gleich nach der Natur hineinmalen zu können, was mir große Vortheile bei der Ausführung verschaffte.

Es ist ein natürliches Gefühl eines bedeutenden Menschen, daß er einen Werth darein legt, durch Schrift oder Bild der Nachwelt überliefert zu werden. Dieses Gefühl ist doppelt stark bei dem Soldaten: der einzige Lohn dafür, daß er sein Leben so oft einsetzen muß, ist das Bewußtsein seiner Thaten und die Ehre. Dieser Umstand bereitet aber dem Schlachtenmaler oft große Verlegenheit, weil sich jeder gerne auf einem solchen Gemälde verewigt sehen möchte, sei er nun dazu berechtigt oder nicht. Auch dieser Umstand bestimmte mich dazu, in Mailand zu bleiben, um durch die militärischen Autoritäten, die ich noch traf, ungeeigneten Anforderungen zu entgehen, denn alle, die sich in einer solchen Schlacht ausgezeichnet und an verschiedenen Punkten gekämpft haben, kann man doch nicht auf ein Bild bringen.

Mit großer Lust arbeitete ich nun und die Liebe zu diesem Auftrage half mir die Widerwärtigkeiten überwinden, die der kalte Winter in Italien von 1849 auf 1850 mit sich brachte.[326]

Im November ging ich auf einige Tage nach Verona, um Radetzky zu begrüßen, der inzwischen von seinem Triumphzug aus Wien zurückgekehrt war. Ich traf ihn nach der Tafel allein in seinem Zimmer, am Kamine sich wärmend. Er empfing mich mit gewohnter Herzlichkeit und sagte, indem er mich treuherzig bei der Hand faßte: »Sie finden von all den Leuten, die Sie sonst gewöhnt waren um mich zu sehen, Niemand mehr als Schlitter und Leykam. Das sind die Einzigen, die mir treu geblieben sind.« Ich glaubte auch in seinen Zügen zu lesen, daß er sich verlassen fühlte. Seine alten Waffengefährten, mit denen er noch vor 7 Monaten so heiter verkehrte, schienen ihm zu fehlen. Heß war in Wien zurückgeblieben, Schönhals kam nach Frankfurt, Andere suchten den Lohn für ihre Leistungen in der Beförderung zu höhern Stellen und waren von dannen gezogen.


In Wien hatte man Alles aufgeboten, um den Feldmarschall zu ehren; aber so wie ich ihn kannte, war dort nicht die Luft, in der er sich behaglich fühlte. Sein Ehrgeiz wurde durch seine Erfolge genügend befriedigt; der äußere Glanz, die Hoffeste und Ehrenbezeigungen, die zahllosen Besuche, die er erhielt, die vielen Seccaturen von Leuten, welche seinen Einfluß zu benützen trachteten, die unruhigen Nächte, welche große Festlichkeiten mit sich bringen, mit einem Worte die ungeregelte Lebensweise, konnte ihn nur ermüden. Sein edles, großes Herz hatte ganz andere Bedürfnisse. Radetzky war durch und durch Soldat, seine Denkart war philosophisch, seine Lebensweise höchst einfach, seine Kleidung und äußere Erscheinung höchst anspruchslos, ja nachlässig, und aus allem konnte man sehen, daß er für äußern Glanz keinen Sinn hatte. Der strenge Begriff, den er von seiner Stellung als Feldherr hegte, trieb ihn allein zu großen Thaten und verlieh ihm in seinem hohen Alter die Kraft, sie zu vollbringen. Lebhaft fühlte Radetzky das Bedürfniß der Freundschaft; sein Herz war voll Menschenliebe, und der gemeine Soldat hatte sich deren ebenso zu erfreuen wie der Hochgestellte. Deßhalb mag er sich nach seiner Zurückkunft aus Wien verlassen gefühlt haben, da er die treuen[327] Gefährten nicht mehr um sich versammeln konnte, die so lange Freud und Leid mit ihm getheilt hatten.

Ich fand ihn in Verona gealtert, übel aussehend, gebückt und sichtbar angegriffen. Später sah ich ihn noch einige Male zu Mailand und Monza, aber er war nie mehr der frohe Mann, den ich zu Mailand inmitten seiner Waffenbrüder kennen gelernt hatte.

Gegen Ende Februar war mein Bild so weit, daß ich es recht gut in München vollenden konnte, ich brach daher bei dem schönsten Frühlingswetter von Mailand auf und reiste über den Splügen durch die Schweiz, aber das angenehme Wetter, das mir eine schöne Reise versprochen, hatte mich getäuscht. Schon zu Chiavenna lag noch Schnee und aus den Alpenthälern blies ein wilder Wind herab. Der Condukteur war ein schon ziemlich bejahrter, aber handfester Schweizer. Er sagte mit bedenklicher Miene zu mir: »Herr, wir werden eine schlechte Reise über das Gebirge bekommen. Das ist der schlechteste Wind um den Berg zu passiren. Haben Sie den Muth weiter zu reisen?« – »Reisen Sie hinüber?« fragte ich. »Ich muß wohl, es ist mein Dienst, sonst würde ich es mir hier bequem machen,« lautete seine Antwort. »Nun,« sagte ich, »dann will ich es in Gottes Namen auch versuchen.« Der Mann hatte Recht, ich bestand manch beschwerliches Reise-Abenteuer, aber eine so gefährliche Reise hatte ich noch niemals gemacht. Ein entsetzlich rauher Wind tobte ununterbrochen und trieb den Schnee in hohen Säulen wirbelnd herum und uns in das Gesicht, so daß es fast unmöglich war, die Augen offen zu halten und der feine gefrorene Schnee auf den Kleidern und im Gesichte sich festsetzte und eine Eiskruste bildete. Die Wege waren fürchterlich verweht, so daß die kleinen offenen Schlitten, jeder nur mit einer Person beladen und mit einem Pferde bespannt, öfters ganz stecken blieben. Mehrmals sank mein Pferd so tief in den Schnee, daß nur noch der Hals und Kopf herausschaute. Daß man zu verschiedenen Malen umwarf, ist leicht erklärlich. Nur mühsam und sehr langsam, Schritt für Schritt, konnte man weiter kommen.[328]

Je höher wir stiegen, desto unerträglicher wurde die Kälte und der Wind. Ich hatte einen großen Pelzrock und über diesen noch einen großen Reitermantel mit Kragen an, aber nichts konnte mich vor dem Froste schützen. Zuletzt nahm ich den Mantelkragen über den Kopf, bedeckte das ganze Gesicht damit und ließ mich wie ein Stück Waare fortschieben. Die Augen schmerzten mich so, daß ich sie ohnehin gar nicht mehr offen halten konnte.

Nach sechs Stunden erreichten wir endlich das Dorf Splügen, ganz erstarrt vor Kälte. Ein erträglich gutes Mittagessen wartete unser, bei dem man sich wieder erholte. Hier bestiegen wir einen ordentlichen Eilwagen auf Schlittengestell und kamen gegen 8 Uhr Abends ohne weitere Hindernisse nach Chur und am nächsten Morgen nach Lindau, wo ich die Nacht hindurch ausruhte. Von hier kam ich nach anderthalb Tagen wohlbehalten mit meinem Bilde in München an.

Mein erstes Bild von Radetzky, das ich im Spätherbst 1848 nach München brachte, hatte großes Interesse erregt wohl mehr des dargestellten Gegenstandes wegen als des wirklichen Kunstwerthes. Mit um so größerem Interesse betrachtete man jetzt, ein Jahr später, in München das Bild der Schlacht von Novara. Die vielen Portraits von hervorragenden Persönlichkeiten jener Heldenzeit, die getreue Auffassung der Kostüme, sowie der Charakteristik der verschiedenen Nationalitäten, verbunden mit einer genauen Darstellung des Terrains und besonderer Episoden konnten ihren Eindruck nicht verfehlen. Die vielen Besuche in meinem Atelier verzögerten die letzte Vollendung des Bildes.

Im Sommer 1850 überbrachte ich das Bild dem Kaiser nach Wien. Er verlieh mir persönlich den Franz-Joseph-Orden. Ich erhielt bei Hofe und in der Stadt allenthalben Beweise von Auszeichnung. Besonders feierte mich der kunstsinnige Kaufmann Herr von Arthaber.

Schon ehe ich nach Wien ging, hatte mir König Ludwig den Auftrag gegeben, ein großes Bild der Schlacht bei Custozza zu malen. Um die nöthigen Studien hiezu zu machen,[329] fuhr ich gleich von Wien nach Italien, hielt mich einige Tage in Verona und Villafranca auf und machte, nachdem ich mir genaue Kenntniß des Terrains verschafft hatte, meine landschaftlichen Studien nach der Natur in Oel. Einige Wochen verlebte ich zu diesem Zwecke in Riva an dem reizenden Gardasee, begab mich dann nach Mailand, woselbst ich mit meinem Sohne Eugen zusammentraf, und entwarf die Skizze zu meinem ganzen Bilde. Während dieses Aufenthaltes in Mailand wurde ich ganz unerwartet von einem Besuche meiner Frau überrascht, wodurch unsere Rückkehr nach München um einige Wochen sich hinausschob. So kam der Herbst herbei.

Unsere Rückreise über den Splügen war diesmal glücklicher, von herrlichem Wetter begünstigt. Mit Lust durchwanderte ich wieder diese romantisch-großartigen Gebirge. In Bregenz traf ich den Kaiser, der dort eine Zusammenkunft mit den Königen von Bayern und Württemberg hatte. Er empfing mich mit gewohnter Liebenswürdigkeit und erfreute mich mit dem Auftrage, ein größeres Bild aus dem ungarischen Feldzuge zu malen. Den Gegenstand durfte ich selbst wählen.

So kehrte ich denn frohen Herzens mit einem zweiten Auftrag nach München zurück, noch ehe ich den ersten, von König Ludwig erhaltenen, die Schlacht von Custozza zu malen, begonnen hatte.

Mit Lust setzte ich mich nun wieder zu München an meine Staffelei und arbeitete fleißig, wie ich stets gewohnt war.

Eine Krankheit brachte zwar einige Störung in meine Arbeiten, da mir aber mein talentvoller Sohn Franz hilfreiche Hand leistete, kam das Bild doch im Sommer 1852 zur Vollendung und erhielt die vollste Zufriedenheit König Ludwigs.2[330]

Ungesäumt machte ich mich nun auf den Weg nach Wien, um mich dann nach Ungarn zu begeben und mir auf dem Kriegsschauplatz die nöthigen Studien und Kenntnisse für ein neues Bild zu sammeln. Ich konnte mich nie recht dazu bequemen ein Bild von einer Schlacht aus der Neuzeit zu malen, –[331] ohne selbst an Ort und Stelle gewesen zu sein, wo sie vorgefallen ist; es hat dies theils in der mir angeeigneten Liebe zur Wahrheit seinen Grund, theils fand ich auch oft, daß das Terrain für die Komposition des Bildes manchen Stoff bietet, wodurch das Interesse des Ganzen erhöht wird. In der Zwischenzeit und bevor ich diese Reise antrat, hatte ich mich, so viel wie möglich, durch gute Schriften über die Kriegsereignisse in Ungarn zu unterrichten gesucht und fand, daß sich dort eine Fülle von Stoff zu interessanten Bildern bietet, daß es nicht schwer wurde einen Gegenstand zu wählen. Ich machte deßhalb dem Kaiser, als ich nach Wien kam, den Vorschlag, mich in Begleitung eines wohlunterrichteten Offiziers nach Ungarn zu schicken, dort wollte ich mehrere Skizzen und Entwürfe zu Bildern machen und sie ihm dann vorlegen, um selbst wählen zu können, welchen Gegenstand er zur Ausführung am geeignetsten finde. Dies leuchtete dem Kaiser sogleich ein und noch in derselben Stunde wurde die Disposition zu meiner Reise getroffen. Ich erhielt eine offene kaiserliche Ordre an alle Civil- und Militärbehörden, mich überall frei passiren zu lassen und mir in allem, was ich zu meinen Zwecken bedurfte, Vorschub zu leisten, auch wurde ein kenntnißreicher Offizier Hauptmann Friedberger vom Generalstab, bis von Temesvar her beordert, mich auf der ganzen Reise zu begleiten. Mit diesem traf ich in Raab zusammen und nachdem ich das Nöthige dort gezeichnet, setzten wir unsere Reise über Komorn, Pesth, Szegedin, Szorrey bis Temesvar fort; an allen diesen Orten hielten wir uns kürzere oder längere Zeit auf um zu zeichnen was zu meinem Zwecke dienlich sein konnte, und wurden dabei von der Sonne tüchtig verbrannt. Der Sommer war sehr heiß, bis wir nach Temesvar kamen, stieg die Hitze auf 30 Grad, was auf diesen unabsehbaren Ebenen in Ungarn ziemlich lästig werden kann. Es erregte übrigens mein höchstes Interesse, dieses mir bis jetzt noch unbekannte Land mit seinem ganz eigenthümlichen Menschenschlag nebst allen übrigen Einrichtungen kennen zu lernen und gerne hätte ich den ganzen Sommer dort verweilt, wenn Zeit und Umstände es gestattet hätten.[332]

Am meinem Begleiter fand ich einen geistreichen, genialen und angenehmen Mann, er zeichnete selbst mit sehr viel Talent. Mein Sohn Franz begleitete mich auf der ganzen Reise und so durchzogen wir Ungarn der Länge nach, wenn auch unter mancherlei Beschwerden und Entbehrungen, doch auf eine sehr angenehme Weise, und sammelten reichen Stoff zu Bildern.

Unsern Rückweg nahmen wir über Arad und Mezö-Högyes, woselbst uns eine überaus gastliche Aufnahme zu Theil wurde; in diesem großen kaiserlichen Gestüt sahen wir sehr vieles, was von höchstem Interesse für uns war. Auf dem Rückwege verweilten wir noch zehn bis zwölf Tage in Pesth, dort arbeitete ich die gesammelten Zeichnungen ein wenig aus, um sie bei meiner Ankunft in Wien dem Kaiser gleich vorlegen zu können.

1

Feldmarschall Graf Radetzky mit seiner Umgebung, nach Albrecht Adam lithographirt von Franz Adam. Imp. Qu. Fol. Nebst Erklärungsblatt.

2

Dieses Bild, die Schlacht von Custozza (bei Montegadio, am 25. Juli 1848), nun in der Neuen Pinakothek zu München, schildert Herr Dr. O. von Schorn (in Eggers Deutschem Kunstblatt 1851, S. 374 ff.): »Custozza liegt unsichtbar hinter dem hervorragendsten Hügel des Hintergrundes, auf welchem die Piemontesen sich kräftig verschanzt haben. Entscheidender Moment der Schlacht. Das Regiment Kinsky rückt vom Vordergrunde links her in's Feuer, ihm zur Seite mit geschwungenem Degen der tapfere Hauptmann Graf Salis (blieb später bei Novara), den verwundeten Hauptmann Graf Lippe grüßend. Am Baume rechts, ruhig in das blutige Getümmel blickend, steht der Feldmarschall-Lieutenant Franz Graf von Wimpffen und nach vorn gewendet der kommandirende Feldmarschall-Lieutenant d'Aspre, im Gespräch mit dem Obersten von Schmerling, zu Pferde. Neben ihm schaut Molinari (nachmals Oberst vom Pioniercorps und der Flotille auf der Donau und dem Gardasee) durch ein Fernrohr. Den Fürsten Edmund von Schwarzenberg, der in der größten Noth einem Kaiser-Infanterieregiment zu Hilfe kam, erblicken wir zu Pferde weiterhin rechts und zwischen diesen Gruppen und dem Regiment Kinsky den Adjutanten Hauptmann Prosche und den Hauptmann Steinhauser, Ordonnanzoffizier von d'Aspre, sowie den Rittmeister Grafen Pappenheim, Sohn des verstorbenen bayer. Feldzeugmeisters, im Begriff, auf's Pferd zu steigen. Das ganze Bild zerfällt demnach in zwei Haupttheile. Zur Linken das Vordringen eines muthig angreifenden Regimentes, zur Rechten die Zusammenstellung der Mitglieder des Offizierscorps, der oben erwähnten Portrait-Figuren. Der letzteren eine so große Menge, wegen ihrer Anzahl nur in geringem Maßstabe ausgeführt, in der Darstellung einer Schlachtenscene zu vereinigen, war für den Künstler keine geringe Aufgabe. Adams bewährtes Compositionstalent hat alle Schwierigkeiten, die sich bei der Lösung derselben hätten darbieten können, mit Meisterschaft überwunden. Der Eindruck des Ganzen gibt das wilde Getümmel und wirre Treiben eines, theils noch geführten, theils schon vollendeten Kampfes, und doch sondert sich, bei genauem Hinblick, diese bunte Masse der verschiedensten Figuren in einzelne verständliche Gruppen, welche für sich herausgenommen und gleichsam als besondere, geschlossene Ganze betrachtet werden können. Erblicken wir hier eine tapfer angreifende Truppenabtheilung, welche, die Dampfwolken drohender Geschütze mißachtend, gegen den Feind losstürmt, so erscheinen uns dort die Schrecken der Verwundung und des Todes in den mannigfaltigsten und verwickeltsten Situationen. In wie weit der Aehnlichkeit erwähnter Portraits Genüge geleistet, können wir nicht bestimmen, aber auch hierin läßt sich bei der Genauigkeit des Meisters die Erreichung der Wahrheit voraussetzen, soweit dieselbe bei so kleinem Maßstabe der Köpfe zu erfüllen möglich war. Die technische Darstellung ist sorgsam und fleißig, die allgemeine Haltung in der Farbe frischer und lebendiger, darum aber von größerer, malerischer Wirkung, als es bei vielen früheren Bildern Adams der Fall war.«

Quelle:
Adam, Albrecht: Aus dem Leben eines Schlachtenmalers. Stuttgart 1886, S. 324-334.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Prinzessin Brambilla

Prinzessin Brambilla

Inspiriert von den Kupferstichen von Jacques Callot schreibt E. T. A. Hoffmann die Geschichte des wenig talentierten Schauspielers Giglio der die seltsame Prinzessin Brambilla zu lieben glaubt.

110 Seiten, 4.40 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon