15 [25] Brief aus Paris an Maria Franck

Ende März 1907


... Ich war heute im Luxembourg, sah viele Sisley, Monet, Renoir. Ich fühlte ja stets scharf das spezifisch Französische, das man energisch ausschalten muß, wenn man diese Sachen als Vorbilder denken wollte. Eines fällt mir, vor allem bei den hier hängenden Monets, auf: das Maßvolle, jedes Vermeiden des Fortissimo; dieses Maßvolle und dadurch allein Große findet sich bei allen guten Franzosen. Aber ich denke, zuweilen verderben sie sich auch manches dadurch. Die Sachen wirken dann oft eingerahmt bildhaft. Raum- und seelensprengend sind sie nie ... Ein leises Triumphgefühl regte sich heute stets in meinem Innern, nämlich, daß doch etwas in mir ist, was sie alle nicht haben, die andern. Vielleicht ist freilich möglich, daß sie alle es auch wollten und nur den Ausdruck nicht fanden. Aber eben darum müssen wir ihn finden! ...

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 25.
Lizenz:
Kategorien: