91 [82] Brief an Alfred Kubin

Sindelsdorf, 5.3.1913


Lieber Herr Kubin, Ihre Ausstellung bei Thannhauser war herrlich. Ich war öfters mit meiner Frau dort; wir freuten uns jedesmal mehr[82] daran. Ich war auch mit Herrn Koehler, einem Berliner Sammler, dort; er verhandelte mit Thannhauser über einige Ihrer Sachen, hoffentlich kommt etwas zustande; es wäre schön, wenn Sie auch in seiner wirklich sehr, sehr verständigen Galerie vertreten wären. Heute komme ich mit einem großen, gewichtigen Plane: Haben Sie Lust, irgend etwas aus der Bibel zu illustrieren? Großformat, sehr reich; Mitarbeiter: Kandinsky, Klee, Heckel, Kokoschka und ich. Je der ganz nach seiner Wahl; Erscheinen in Einzelausgaben. Kandinsky nimmt die Apokalypse, ich das 1. Buch Mosis. An Verleger soll erst gegangen werden, wenn der ganze Plan der Mitarbeiterschaft (eventuell schon einige fertige Blätter) fertig ist. Wir bekommen schon einen. Wird als Blaue-Reiterausgabe gehen. Ist die Idee nicht schön? (Wenn wir z.B. finanziell keine Basis finden, schlage ich vor, eine gut vorbereitete Versteigerung von Werken der Mitarbeiter zu veranstalten, – Wege der Herausgabe finden wir schon!) Wie denken Sie darüber? Ich zittere vor Freude, wenn die Idee wirklich Gestalt gewänne! Herzlichst

Ihr F. Marc

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 82-83.
Lizenz:
Kategorien: