Franz Marc 07.12.1911

[84]  

BRIEF AUS SINDELSDORF


7. Dez. 11


L.A.,


in grosser Eile, damit das Plakat noch rechtzeitig abgeht.

Beigelegte Bilderbögen kannst Du vielleicht auch brauchen; ich verehre sie dem kleinen Walter. Wichtigstes: Wir haben für I. Ausstellung der Redaktion Der Blaue Reiter zwei Säle bei Thannhauser für 18. Dez.–1. Jan. abgeschlossen. Schicke nun[86] unbedingt ein grosses oder zwei bis drei kleine Bilder (am besten beides zusammen, ohne Garantie, dass alles ausgestellt wird wegen Raummangels, da wir ca. sechs Rousseau's erwarten), sofort an Gondrand; dort lagern lassen und Benachrichtigung an Kandinsky über Zahl und Bezeichnung. Kannst Du es nicht sofort senden, dann bitte bis spätestens 14./15. Dez. als Eilgut, weil wir doch eine gewisse Übersicht über die Ausstellung vorher haben müssen. Also schicke bestimmt. Schön wäre es, wenn Du als Rahmen einfaches Holz nehmen würdest und bunt bemalen, im Sinne bemalter alter Glasbildrahmen etc. Wir planen, diese Idee in der Ausstellung zu lancieren. Aber natürlich nur, wenn es nach Deinem Sinn ist. Also nun geht's los. Die Stimmung bei Thannhauser ist glänzend. Man scheint von Paris aus über den Blauen Reiter geschrieben zu haben, wo die Idee, wie es scheint, wie ein Lauffeuer kursiert.

Ich habe das grosse Bild mit den drei Pferden an's Folkwang Museum verkauft!

LeFauconnier tritt auch aus und geht mit uns. In Eile Dein


Fz. M.


Fast am selben Tage sind Pechstein, Kirchner, Müller und Heckel aus ähnlichen, resp. gleichen Gründen aus der neuen Sezession ausgetreten; vive le mouvement.

Wir sind recht fidel und in etwas Champagnerstimmung. Herzliche Küsse kreuzweise, Dein


Fz. M.


Bilderbogen kommen noch mehr, wir sammeln für den kleinen Walter. [Maria]

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 84-87.
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