August Macke 12.1911

[92]  

BRIEF AUS BONN


[Ende Dezember 1911]


Lieber Franz und Maria!


Seid zum neuen Jahr beide umarmt, was besonders für Maria nützlich sein soll.

Von Deinen Sachen, lieber Franz, kannst Du uns, wenn's Dir recht ist, die liegenden Akte, den in Blumen und die Rehe schicken, auch nur allein, wenn Du sie nicht entbehren kannst. Sonst, bei uns sieht sie schon mal einer, der auch was kauft, und dann kommen sie vielleicht noch an einen Käufer ...

Eben höre ich von Köln, dass der arabische Kandinsky verkauft ist. Thannhauser schrieb mir, auf meine kleinen Indianer würden 150 M. geboten, worauf ich einging und auf Antwort warte. Das freut mich kolossal.

Die Blaue-Reiter-Ausstellung kommt ja im Januar nach Köln.

Eben habe ich fünf Sachen nach Moskau und fünf nach Köln (Kölner Sezession im Kunstgewerbemuseum) geschickt.

Dass Du in Münster ausstellst, ist sehr nett von Dir. Ich habe einen Herrn beauftragt, in Hamburg bei ›Commeter‹ für die Blaue-Reiter-Ausstellung zu propagieren (nicht propagandieren, wie in Eurem Prospekt so peinlich steht). (Herr Dr. Leschke aus Bonn am Grossen Krankenhaus).

Nun mache ich Dir den Vorschlag: setz Dich auf die Bahn und trage Deine einflussreichen Koteletts nach Hamburg, Bremen, Lübeck (eine 3–4 stündige billige Fahrt), geh zu Commeter, Lichtwark, Pauli etc., nimm unter Umständen Tschudis Brief mit und ›deixele‹ (Magdeburg Rückfahrt). Du kannst aber auch die warmen Wintertage zu nützlicher Familienarbeit verwerten.

Nun seid nochmals für Eure unglaublich reichlichen Weihnachtssendungen bedankt. Wir fürchten nur, Ihr habt Euch zu sehr in Unkosten gestürzt. Wir haben das nicht getan und sind etwas beschämt. Der Proheretzky hat aber noch nichts geschickt. Wird doch nichts verunglückt sein? Ich bin so nachweihnachtlich gespannt auf das Paket von ihm.

Nun nochmals: seid umarmt


von Eurem August

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 92.
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