11.

[188] Unbeirrt von Scenerie und politischer Regie dieses tollen Kriegsschauspieles müssen unsre Gedanken zu seinem letzten tiefsten Sinn dringen.

Zweifelt man, daß es einen solchen gibt?

Die letzte Tiefe, die wir sehen, ist freilich immer nur die ›letzte, die wir sehen‹, aber immer doch tiefer als die erste, die nächst-beste, die politische.

Man glaubt vielleicht in meinem Mißtrauen gegen die politische ›staatserhaltende‹ Logik dieses Krieges eine sophistische Verschiebung des großen Thatsachenbestandes sehen zu dürfen. Ich hoffe doch, einige Deutsche zum Ernst meiner Gedanken zu bekehren. Nichts freilich fürchtet der Mensch so sehr als in der strahlenden Beleuchtung von Gedanken zu stehen. Er liebt die Komödie und den Schein und den dicken warmen Atem des Alltags. Aber immer gab es doch auch Männer, die andres dachten und nach dem Grund der Dinge tasteten.

Quelle:
Franz Marc: Schriften. Köln: DuMont, 1978, S. 188.
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