28.

[194] Nach dem mythischen großen Kant haben wir einen einzigen Stützpunkt, eine grüne Insel dieser Vorzeit unsrer Epoche, das Werk dessen, der mit dem Hammer philosophiert. Er brach die Brücken einer wohligen Zeit hinter uns und warf uns an den kalten, harten Strand einer neuen Zeit. Viele haben ihm darob geflucht. Wir Jüngeren aber, wir Krieger danken ihm alles, unsre Aufgabe, unsre Begeisterung, unsre Freiheit zum Handeln. Der Krieg, diese »erhabene Feier des Philosophen«, hat uns für immer den Boden unsrer Väter unter den Füßen weggerissen. Wir taumeln auf dem Nichts. Nun müssen wir schaffen, die Welt füllen, um leben zu können. Wir fühlen uns nüchtern und taumelig, ich glaube vor Hunger.

Quelle:
Franz Marc: Schriften. Köln: DuMont, 1978, S. 194.
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