60.

[202] Wollen wir daneben auch unsre Angst nennen, so ist es die Angst, mißverstanden, zu leicht verstanden zu werden. Nicht daß wir der Lebenskraft und Zukunft[202] unsrer Gedanken mißtrauten, aber wir mißtrauen der Behendigkeit des Einverständnisses, das unsern Problemen droht, des Einverständnisses jener, die von der Zukunft reden und die Gegenwart meinen, die immer mit der Zeit eilen und statt der Zukunft nur ihre Zukunft im Auge haben. Während wir lange beiseite treten und unser Wollen prüfen und nach dem festen Grunde suchen, auf dem wir bauen können, zimmern jene schon auf der Basis leichter Worte ihre billigen Scheingebilde, die die Menge für Kunst, für die gedachte Kunst hält.

Quelle:
Franz Marc: Schriften. Köln: DuMont, 1978, S. 202-203.
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