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[203] Die Neugierde des Lesers sucht in den Zeilen und zwischen den Zeilen nach der gewissen Formel der neuen Form. Aber noch immer hat das Volk selbst, – damit ist nicht die Menge gemeint –, der Kunst den Stil gegeben. Die Künstler sind nur Deuter und Erfüller des Volkswillens. Wenn aber das Volk nicht weiß, was es will, oder nichts will, – der schlimmste Fall, den die Jahre vor dem Kriege lehrten, – bleiben seine Künstler, die triebhaft nach Form suchen, isoliert und werden zu Märtyrern.

Das böse Wort ist gesagt, das dem Europäer so schlecht in die Ohren klingt, ein häßliches Wort, so häßlich im Klang als im Sinn.

Hier droht der Kunst die zweite Gefahr.

Quelle:
Franz Marc: Schriften. Köln: DuMont, 1978, S. 203.
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