Kapitel XXXVI.
Iterum de geomantia
oder
Wieder von der Weissagung, davon wir im XII. Kapitel gehandelt haben

[143] Die Geomantie, davon wir bei der Arithmetica auch geredet haben, ist diese, welche nach den Punkten, so ohngefähr oder aus Vorsatz zusammengesetzet werden, und durch gleiche oder ungleiche Zahlen gewisse Figuren, welche den Himmlischen zugeteilet, uns etwas Gewisses weissagen wollen, dahero alle Scriptores diese für eine Tochter der Astrologie erkennen.

Es ist aber noch eine andere Art, die Almadal Arabs eingeführet hat, welche sich selber durch gewisse Mutmassungen, so von Ähnlichkeiten hergenommen, und aus der Erden Hall, Bewegung und Aufspaltung, entweder von sich selber oder aus der Hitze verursachet (oder aus dem Donner), die Weissagungen uns am Tag bringet, welche gleichfalls auch auf die vergebliche Superstition der Astrologie gegründet ist, und diese ist es, welche die Stunden, des Mondes Auf- und Niedergang und der Gestirne Figuren und Aufgang in acht nimmet.[143]

Quelle:
Agrippa von Nettesheim: Die Eitelkeit und Unsicherheit der Wissenschaften und die Verteidigungsschrift. München 1913, Band 1, S. 143-144.
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