V, 1. [355.] An Agni.

[161] 1. Erweckt ist Agni durch der Menschen Brennholz

und Uschas naht ihm, einer Milchkuh gleichend;

Wie Vögel, die empor zum Aste fliegen,

so dringen hin zum Himmel seine Strahlen.

2. Es ward erweckt zum Gottesdienst der Priester,

und auf stand Agni wohlgesinnt am Morgen;

Es zeigte hell der Glanz sich des entflammten,

der grosse Gott befreite sich vom Dunkel.

3. Wenn er den Strang der Flammenschar bewegt hat,

so salbt sich Agni hell mit heller Butter;

Dann wird geschirrt die nahrungsreiche Milchkuh;

die da lag, leckte stehend er mit Zungen.

4. Zu Agni gehen hin der Frommen Wünsche,

so wie zur Sonne sich die Blicke wenden;

Wenn wechselnd Nacht und Morgen ihn gebären,

ersteht das lichte Ross bei Tages Anbruch.

5. Bei Tages Anbruch ward erzeugt der edle,

gesetzt der rothe auf gesetzte Hölzer;

In jedem Hause sieben Schätze schenkend

sass Agni nieder als der beste Opfrer.

6. Agni sass nieder als der beste Opfrer

im Schooss der Mutter, an dem duft'gem Orte,

Der junge heil'ge sehr erhabne Sänger,

der Menschen Hort in ihrer Mitt' entzündet,[161]

7. Sie preisen diesen weisen bei den Festen

den guten Priester Agni nun mit Ehrfurcht,

Der beide Welten füllt mit heil'gem Glanze,

mit Butter schmücken sie das stete Streitross.

8. Der schmucke Hausfreund wird geschmückt im Heimsitz,

der liebe Gast gepriesen von uns Sängern,

Der tausendhörn'ge Stier, der solche Kraft hat,

an Macht bist vor du allen andern, Agni.

9. Voran gehst, Agni, schnell du allen andern

zu ihm, dem du als theuerster dich zeigtest,

Als preisenswerther, heller, wunderschöner,

als lieber Gastfreund in der Menschen Häusern.

10. Dir jüngster Agni bringen alle Stämme

Geschenke dar von fern und aus der Nähe;

Beachte recht des trefflichsten Gebete;

weit, gross und heilvoll ist dein Schutz, o Agni.

11. Besteige heut den strahlenreichen Wagen,

o strahlenreicher Agni, mit den hehren;

Der Wege kundig fahre her die Götter

zum Opfermahle durch den weiten Luftraum.

12. Dem weisen Sänger haben wir die Worte,

die preisenden dem starken Stier gesprochen;

Gavischthira liess Lob zum Agni dringen

voll Ehrfurcht, wie zum Himmel weiten Goldglanz.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 161-162.
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