VII, 75. [591.] An die Morgenröthe.

[359] 1. Rechtzeitig brach hindurch die Himmelstochter;

die Morgenröthe, ihre Grösse zeigend,

Vertrieb die Hexen, brach das grause Dunkel;

die schönste Botin hat belebt die Pfade.

2. Zu grossem Glück erwache du uns heute

und führ zu grossem Heil uns, Morgenröthe,

Verleih uns schönen mannichfachen Reichthum,

der Ruhm uns bringt bei Menschen, holde Göttin.

3. Erschienen sind der schönen Morgenröthe

unsterbliche, von Glanz erfüllte Strahlen;

Der Götter Werke wiederum erzeugend,

die Lüfte füllend sind sie nun erstanden.

4. Den Wagen schirrend fährt sie aus der Ferne

in einem Tage durch die fünf Geschlechter;

der Menschen Werke fort und fort beschauend,

des Himmels Tochter und der Welt Gebietrin.

5. Des Sonnengottes labungsreiche Gattin,

an Schätzen reich, besitzt der Güter Fülle;

Gerühmt von Sängern, mächtig, Leben weckend

erstrahlt sie hell, gepriesen von den Priestern.[359]

6. Es zeigten sich die rothen Flammenrosse,

die glanzbegabte Morgenröthe fahrend;

Die schöne kommt auf strahlenreichem Wagen

und schenket Schatz dem Manne, der ihr dienet.

7. Mit guten gut, erhaben mit erhabnen

mit Göttern Göttin, heilig mit den heil'gen,

Zerbricht sie Festen, theilet aus die Kühe,

der Morgenröthe jauchzten zu die Stiere.

8. Nun gib uns Gut an Rindern reich und Männern,

an Rossen und an Nahrung, Morgenröthe,

Halt fern von unsrer Streu der Menschen Tadel;

ihr Götter, schützt uns stets mit eurem Segen.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 359-360.
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