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[476] Dies Lied, als dessen Dichter sich Ajāsia nennt, ist gekünstelt und gibt sich selbst in Vers 1 als Nachbildung älterer Lieder zu erkennen. Vers 11 und 12 werden mit zu dem ursprünglichen Liede gehört haben.
[476]

1. Dies siebenköpfige Gebet, das aus heiliger Gesinnung entsprungene, erhabene, hat unser Vater erfunden; zum vierten Male erzeugte es der allen Menschen wohlwollende Ajāsia, den Spruch dem Indra singend.

2. Die heilige Ordnung preisend, dem Rechte nachsinnend, gedachten die Söhne des Himmels, des höchsten Gottes Helden, die Angiras, zum Sänger ihren Schritt lenkend (?) an die erste Stätte des Opfers.

3. Begleitet wie von Gänsen, von den lautsingenden Genossen, zersprengend die steinernen Klammern, die Kühe anbrüllend, stimmte Brihaspati Loblied an, und erhob Gesang mit Weisheit.

4. Die Kühe [Lichtstrahlen], welche unterhalb zweier [Verschlüsse] und oberhalb des dritten verborgen standen an den Wehren, die der Ungerechte aufgethürmt hatte, sie, die schimmernden, brachte Brihaspati, Licht in der Finsterniss suchend, heraus; denn er schloss die drei Verschlüsse auf. [Die zwei Verschlüsse sind wol West und Ost, unter denen die Abend- und Morgenstrahlen verborgen liegen, und die dritte die Himmelskuppe, oberhalb deren die Tagesstrahlen verschlossen gedacht sind].

5. Nachdem er die westliche Burg und die Lager zerstört hatte, spaltete Brihaspati aus dem Wasserbehälter drei [Helligkeiten] heraus: die Morgenröthe, die Sonne und die Kuh [hier also wol die westliche Helligkeit repräsentirend]; und fand den Lichtglanz, wie der donnernde Himmel [den Blitz findet].

6. Indra zerbrach mit Krachen die Höhle, welche die Milchkühe verschloss, wie mit der Faust, und mit den schweisstriefenden Genossen die Zumischung der Milch begehrend, versetzte er den Paṇi in Trauer und raubte ihm die Kühe.

7. Auch dieser Brahmanaspati zerspaltete mit den tapfern, leuchtenden, Beute gewinnenden Genossen den Verschliesser der Kühe; mit den kräftigen von der Glut schwitzenden Ebern erlangte er den Schatz.

8. Diese hier setzten mit aufrichtigem Herzen den Herrn der Kühe [Brihaspati] um Kühe angehend, ihn durch Gebete in Bewegung; Brihaspati liess mit den sich selbst in Thätigkeit setzenden, Tadel gegenseitig abwehrenden [Genossen] die Kühe heraus.

9. Den Brihaspati durch heilsame Lieder stärkend, ihn, der wie ein Löwe auf seinem Lager brüllt, wollen wir ihm, dem Stiere, zujauchzen im Heldenkampfe, ihm, der in jeder Schlacht siegreich ist.

10. Als er die mannichfache Labung erlangt hatte, und er sich zum Himmel erhoben hatte, zu den höchsten Sitzen; da stärkten den Stier Brihaspati die Menschen an verschiedenen Orten, ihm Licht vor sein Angesicht bringend.

11. Erfüllt [o Götter] unser Gebet durch eure Stärkungsmittel und unterstützt den Dichter auch nach eurer Weise; weit hinter uns mögen alle Feinde weichen; das vernehmt, o ihr Welten beide, ihr allerquickenden.

12. Indra hieb mit Macht des mächtigen tobenden Arbuda Kopf ab; er schlug den Drachen und liess die sieben Ströme rinnen. Mit den Göttern unterstützt uns, o Himmel und Erde.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 476-477.
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