903

[478] An die Maruts. Das Lied scheint, dem Versmasse nach zu urtheilen, zusammengesetzt zu sein. Die ersten vier Verse bestehen aus je vier elfsilbigen Zeilen, haben aber durchaus nicht den Charakter der triṣṭubh. In ihnen ist die Cäsur nach der fünften Silbe, nur einmal (3 a.) nach der vierten, im ersten Falle sind die sechs folgenden Silben jambisch gebaut, die erste und letzte Silbe (wie immer) mit schwankender Quantität, doch die erste vorherrschend lang, also 0 – U – U 0 Im zweiten Falle folgen, U – – U – U –. Der fünfte Vers ist eine jagatī, die drei letzten sind regelmässige triṣṭubh.


1. Wie Ergüsse der Regenwolke will ich mit meiner Stimme Gutes ergiessen, wie trankreiche Opfer des kundigen; um werth zu halten wie einen Priester das Volk der Maruts (?), habe ich nun ihre Schar zu rühmen unternommen wie zu ihrer Verherrlichung.

2. Zum Schmucke haben die jugendlichen Männer sich ihr Geschmeide angelegt als schönes Marutvolk viele Nächte hindurch; die Söhne des Himmels gingen wie Hirsche gereiht, sie, die Aditja's, wuchsen wie Heeresbanner empor.

3. Die mit ihrer Macht über Himmel und Erde emporragen, gleich wie die Sonne über das Gewölk, bewundernswerth gleich funkelnden Helden, die himmlischen, wie feindvertilgende Männer.

4. Wenn ihr wandert wie auf dem Boden der Wolkenwasser, dann wankt gleichsam die Erde und lockert sich; dies mannichfach gestaltete Opfer hat sich euch zugewandt, Labung empfangend kommt allesammt hierher.

5. Ihr seid wie Rosse, die mit Strängen an die Deichsel geschirrt sind, wie strahlend mit Licht in der Dämmerung, feindverzehrend wie prächtige Adler, rings sprühend wie vorgespannte Flügelrosse.

6. Wenn ihr, o Maruts, von Ferne her vorwärts fahrt, die ihr, o gute, die grosse Schatzkammer des Gutes kennt, was man gern gewinnt, so treibt auch schon aus der Ferne den Feind hinweg.

7. Wer beim Opfer fort und fort mit der heiligen Handlung beschäftigt als Mensch den Maruts huldigt, der empfängt reiche Erquickung nebst tapferen Helden; der wird auch stets in der Götter Schutz stehen.

8. So mögen denn die ehrwürdigen Genossen bei dem Opfer, die durch der Aditja's Wesen am meisten Heil bringen, unser Gebet befördern, mit den Wagen herbeieilend, und rechtes Gefallen finden an dem Feste und der Opferfeier.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 478-479.
Lizenz: