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[498] Lob des Büssers (múni.) Das Lied zeigt durchweg einen spätern Charakter. Der Muni, ursprünglich »der Verzückte«, ist hier als ein solcher aufgefasst, der sich dem beschaulichen Leben, dem Büsserleben, hingegeben hat, der sein Haar während dieser Zeit nicht geschoren hat, und daher zugleich als der Langhaarige (keçín) bezeichnet wird. Dass diesem langhaarigen Büsser göttliche Eigenschaften und Kräfte zugeschrieben werden, ist ein charakteristisches Merkmal für die späte Abfassungszeit unsers Liedes.


1. Der Langhaarige trägt erhaltend den Agni, der Langhaarige das Wasser, der Langhaarige beide Welten; der Langhaarige ist als ganzer Himmelsglanz zu schauen, der Langhaarige wird das Licht der Welt genannt.

2. Die vom Wind umgürteten [d.h. ohne Gurt dem Winde sich aussetzenden] Büsser kleiden sich in schmutzige Gewänder; sie gehen dem Zuge des Windes nach dahin, wohin die Götter gegangen sind.

3. Wir, die wir durch heiliges Büsserleben erregt sind, sind in die Winde eingedrungen; beschaut, o Sterbliche, unsere Leiber.

4. Durch die Luft fliegt der Büsser, alle Gestalten erschaut er, als jedes Gottes Genosse zu jeder guten That gesellt.

5. Des Windes Ross, des Vāju Genosse ist dann der gottbegeisterte Büsser; beide Meere bewohnt er, das östliche und das westliche.

6. Auf der Apsarasen, der Gandharven, der wilden Thiere Bahn wandernd ist der Langhaarige, des Begehrens kundig, der süsse, erquickendste Freund.

7. Der Wind tost ihm zur Seite; er zermalmt auch das schwer zu beugende, wenn er aus dem Becher des Saftes mit Rudra zusammen getrunken hat.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 498-499.
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