Der Ursprung der Dinge.

[3] Ṛigveda 10,129.


1.

Damals war nicht das Nichtsein, noch das Sein,

Kein Luftraum war, kein Himmel drüber her. –

Wer hielt in Hut die Welt, wer schloss sie ein?

Wo war der tiefe Abgrund, wo das Meer?


2.

Nicht Tod war damals noch Unsterblichkeit,

Nicht war die Nacht, der Tag nicht offenbar. –

Es hauchte windlos in Ursprünglichkeit

Das Eine, ausser dem kein andres war.


3.

Von Dunkel war die ganze Welt bedeckt,

Ein Ozean ohne Licht, in Nacht verloren; –

Da ward, was in der Schale war versteckt,

Das Eine durch der Glutpein Kraft geboren.


4.

Aus diesem ging hervor zuerst entstanden,

Als der Erkenntnis Samenkeim, die Liebe; –

Des Daseins Wurzelung im Nichtsein fanden

Die Weisen, forschend, in des Herzens Triebe.


5.

Als quer hindurch sie ihre Messschnur legten,

Was war da unterhalb? und was war oben? –

Keimträger waren, Kräfte, die sich regten,

Selbstsetzung drunten, Angespanntheit droben.
[3]

6.

Doch, wem ist auszuforschen es gelungen,

Wer hat, woher die Schöpfung stammt, vernommen?

Die Götter sind diesseits von ihr entsprungen!

Wer sagt es also, wo sie hergekommen? –


7.

Er, der die Schöpfung hat hervorgebracht,

Der auf sie schaut im höchsten Himmelslicht,

Der sie gemacht hat oder nicht gemacht,

Der weiss es! – oder weiss auch er es nicht?

Quelle:
Die Geheimlehre des Veda. Leipzig 1919, S. 3-4.
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